Die Geburtenrate wurde nur noch mit 6,77 Neugeborenen auf 1000 Menschen angegeben - das ist so niedrig wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Die stetig abnehmende Zahl war vor zwei Jahren erstmals in den einstelligen Bereich gefallen.
Mit 9,56 Millionen Geburten und 10,41 Millionen Sterbefällen sei die Bevölkerung im vergangenen Jahr erstmals rückläufig gewesen, berichtete das Statistikamt. Zuletzt war die Bevölkerung nach diesen Angaben 1960 und 1961 geschrumpft - als Folge der schweren Hungersnöte nach der verheerenden Industrialisierungskampagne des "Grossen Sprungs nach vorn". 2021 war die Einwohnerzahl demnach noch um 450 000 Menschen gestiegen.
China leidet schon länger unter einem starken Geburtenrückgang und einer Überalterung der Bevölkerung. Die Auswirkungen der über Jahrzehnte verfolgten "Ein-Kind-Politik" werden immer spürbarer. Die Aufhebung der umstrittenen Geburtenkontrolle führte 2016 nur kurzzeitig zu einem leichten Anstieg der Geburten.
Experten sehen die hohen Kosten für Wohnraum, Bildung und Gesundheitsversorgung in China sowie die schwindende Bereitschaft zur Heirat als eigentliche Gründe für die beunruhigende Entwicklung. Die seit drei Jahren andauernde Corona-Pandemie sorgte für weitere Unsicherheiten, die den Trend noch beschleunigt haben dürften.
Als Reaktion auf den Geburtenrückgang und die rapide Überalterung wurden 2021 auch drei Kinder erlaubt. Ausserdem bemüht sich die Regierung seither, es jungen Paaren leichter zu machen, für Kinder zu sorgen. Die Kosten für Bildung wurden gesenkt. Finanzhilfen wurden gewährt, Mutterschafts- und Elternurlaub erleichtert, da viele Frauen befürchten, dass sich eine Mutterschaft negativ auf ihre berufliche Karriere auswirkt.
Durch die Überalterung müssen zunehmend weniger Werktätige in der zweitgrössten Volkswirtschaft immer mehr alte Leute versorgen. Jeder fünfte Chinese ist heute schon älter als 60 Jahre. Zugleich geht die Bevölkerungsgruppe im statistisch betrachtet arbeitsfähigen Alter zwischen 15 und 59 Jahren weiter zurück./lw/DP/stk
(AWP)