Die Lockerung kommt nicht ganz überraschend. Ministerpräsident Li Keqiang hatte den Schritt Ende vergangener Woche bereits in Aussicht gestellt. Analysten sehen darin eine Reaktion auf den konjunkturellen Gegenwind, dem die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt gegenwärtig ausgesetzt ist. Neben der Corona-Pandemie gelten die erheblichen Zahlungsschwierigkeiten einiger grosser Immobilienunternehmen wie Evergrande als konjunkturelles Risiko.

Die Notenbank stellte den Schritt als Routinemassnahme dar, der ihre grundsätzliche geldpolitische Haltung nicht tangiere. Man werde keine Politik der "Kreditflutung" betreiben, erklärte die Zentralbank. In diesem Punkt unterscheidet sich die Geldpolitik der PBoC schon seit Beginn der Corona-Pandemie von anderen grossen Notenbanken, die zumeist grosse Summen an Zentralbankgeld in den Wirtschaftskreislauf gepumpt haben. Die PBoC ging vorsichtiger vor.

Die Reservesenkung werde die Refinanzierungskosten der Banken um 15 Milliarden Yuan (etwa zwei Milliarden Euro) pro Jahr reduzieren, teilte die Notenbank mit. Die Kreditkosten der Wirtschaft dürften in ähnlichem Ausmass sinken. Die aktuelle Mindestreservesenkung ist die zweite in diesem Jahr. Der Schritt kann als moderate geldpolitische Lockerung interpretiert werden./bgf/jsl/eas

(AWP)