Nach Angaben der Wiesbadener Behörde war es das erste Handelsbilanzdefizit in einem Monat seit Januar 2008. Die Zahlen vor 2008 seien wegen einer Umstellung der Statistik nicht vergleichbar. Deutschland ist abhängig von Energieimporten aus dem Ausland. Die Preise für Öl und Gas sind seit Beginn des Ukraine-Krieges massiv gestiegen.

Europas grösste Volkswirtschaft hatte jahrelang mehr exportiert als importiert. Das sorgte bei Handelspartnern immer wieder für Kritik. Vor allem der frühere US-Präsident Donald Trump störte sich daran.

Gegenüber dem Vormonat April verringerten sich die Warenausfuhren im Mai um 0,5 Prozent, die Importe stiegen dagegen um 2,7 Prozent. "Der Exportabschwung ist eingeläutet", sagte DIHK-Aussenwirtschaftschef Volker Treier. "Die Exporteure sind immer weniger in der Lage, die durch Lieferketten bedingten Kostensteigerungen an internationale Kunden weiterzureichen." Ausserdem kämen wichtige Importgüter zur notwendigen Weiterverarbeitung häufig nicht an, insbesondere wegen der Corona-Lockdowns in China. Ein Ende der Preissteigerungen und Lieferkettenprobleme sei nicht in Sicht.

Auch nach Einschätzung des Branchenverbandes BGA sind die Aussichten düster. Derzeit würden die Exporte vor allem durch ein Plus im Handel mit den USA getragen, sagte der Präsident des Bundesverbandes Grosshandel, Aussenhandel, Dienstleistungen (BGA), Dirk Jandura. "Die Folgen des russischen Angriffskriegs und die Störungen in den internationalen Lieferketten werden auch im Aussenhandel noch wesentlich stärkere Spuren hinterlassen."

Die Auftragsbücher der Unternehmen seien zwar noch gefüllt, aber die Bestellungen würden seltener. "Und die Lage kann noch dramatischer werden, sollte es zu einem Abbruch der Gaslieferungen aus Russland kommen. Daher ist mehr Freihandel alternativlos", sagte Jandura.

Die Exporte nach Russland legten trotz der Sanktionen gegen das Land nach dem Angriff auf die Ukraine und nach Massnahmen zur Exportbeschränkung im Mai gegenüber dem Vormonat um 29,4 Prozent auf 1,0 Milliarden Euro zu. Im März und April waren sie noch deutlich gesunken. Im Vorjahresvergleich brachen die Ausfuhren in die Russische Föderation allerdings um 54,6 Prozent ein. Die Importe aus dem Land verringerten sich gegenüber dem Vormonat um 9,8 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro. Russland liefert vor allem Rohstoffe und Energie./mar/DP/jha

(AWP)