"Der primäre Grund ist, dass wir auf unserer Zinskurve eine Lücke schliessen wollen", sagt Philipp Rohr, Sprecher der Eidgenössischen Finanzverwaltung, am Dienstag gegenüber der Nachrichtenagentur AWP. Zwischen den Fälligkeiten in 2033 und 2036 gebe es eine Lücke, die damit teilweise geschlossen werde. "Wir sind bestrebt, die die wichtigsten Laufzeitenbereiche der Zinskurve abzudecken."

Die Eidgenossenschaft kommt in der Regel monatlich an den Markt. Dabei werden meist bestehende Papiere aufgestockt. Im Juni offeriert die Tresorerie nun eine neue nicht verzinste Anleihe mit einer Laufzeit bis am 26. Juni 2034. Die Zeichnungsfrist endet am Mittwoch um 11.00 Uhr. Danach wird zugeteilt und das Emissionsergebnis veröffentlicht.

"Wir fahren weiter mit der Strategie, die tiefen Zinsen für eine möglichst lange Zeit anzubinden. Dabei berücksichtigen wir auch die Bedürfnisse unserer Investorenbasis", sagt Rohr.

Zinskurve für Marktteilnehmer wichtiger Massstab

Die Zinskurve ist für Marktteilnehmer wichtig, weil an ihr das Zinsniveau von Krediten, aber auch Anleihen anderer Schuldner gepreist werden. Die Marktteilnehmer orientieren sich dann an den Risikozuschlägen, beziehungsweise an der Mehrrendite, die Schuldner mit ihren Papieren im Verglich zur Eidgenossenschaft, die als bester Schuldner im Markt gilt, bieten müssen.

Zudem widerspiegelt die Zinskurve die Markterwartungen der Anleger bezüglich der Zinsentwicklung. Für den neuen Bond wird laut Händlern aufgrund der Zinskurve eine Rendite von minus 0,20 Prozent erwartet. Mit der Wahl eines Null-Prozent-Coupon sollen nicht Coupon-Zahlungen vermieden werden.

Der Zero-Coupon sei eine Auswirkung des tiefen Zinsniveaus, sagt Rohr. "Der Coupon selbst ist nicht entscheidend. Die Rendite ergibt sich aus dem Emissionspreis." Ein höherer Coupon würde mit dem Agio, das heisst mit dem Aufpreis gegenüber pari ausgeglichen.

Kein Eidgenosse notiert unter 100 Prozent

Im Zuge des anhaltenden Zinsrückgangs sind die Kurse aller Eidgenossen deutlich über pari gestiegen. Dabei notiert der 4,0 Prozent Bond 2049 mit 216 Prozent gar um mehr als das doppelte darüber. "Es ist ein Irrsinn, wer den Bond heute kauft und das Tilgungsdatum auch noch selbst erlebt, erhält weniger als die Hälfte seines Einsatzes zurück", sagt ein Händler. Die Rendite für diese 30 Jahre beträgt 0,03 Prozent im Jahr.

Dass die Eidgenossenschaft im Juni eine neue Anleihe anbietet, liegt laut Finanzdepartement-Sprecher Rohr auch daran, weil am Sommeranfang wegen der Steuereinnahmen der Bund über viel Liquidität verfügt. Auf diese Weise kann dann auch die Rückzahlung am einfachsten erfolgen.

Bei den Auktionen der Vormonate holte sich die Eidgenossenschaft jeweils - allerdings meist mit zwei Obligationen - rund 200 Millionen Franken. "Unser Emissionskalender sieht für das ganze Jahr 2019 Anleihenemissionen von insgesamt 2,5 Milliarden Franken vor. Aufgeteilt auf alle Emissionstermine ergibt das rund 200 Millionen Franken je Auktion", sagt der Sprecher der Finanzverwaltung. Damit der neue Eidgenosse auf ein ähnliches Niveau kommt, werde nur eine Anleihe angeboten.

Die Eidgenossenschaft nimmt mit den Negativzinsen zwar Geld ein. Gemäss Staatsrechnung 2018 lag im vergangenen Jahr der Zinsaufwand aber total bei 1,139 Milliarden Franken. Die Einnahmen wegen des negativen Zinsaufwand (bei Bundesanleihen und Geldmarktbuchforderungen) betrugen insgesamt 64 Millionen. Dabei entfiel der überwiegende Teil auf die Geldmarktbuchforderungen. "Im laufenden Jahr haben wir bisher 24 Millionen an negativen Zinsen eingenommen", sagt Rohr.

Erstmals wurde eine Anleihe mit einer negativen Rendite am 12. September 2012 auktioniert. Seither wurden gemäss Angaben von Rohr insgesamt 29 Anleihen mit einem Volumen von insgesamt 4,9 Milliarden Franken mit einer negativen Rendite begeben.

Anleihe kommt gut an

Am Markt kommt die neue Anleihe gut an. "Das ist bestimmt kein Bond für Privatanleger", sagt ein Händler. Aber institutionelle und andere Grossanleger dürften an der neuen Anleihe interessiert sein. "Bei neuen Papieren ist die Teilnahme in der Regel sehr gut." Positiv sei auch, dass damit eine Lücke auf der Zinskurve etwas enger werde. "Wer sich an einem Index oder an der Kurve orientiert, macht bestimmt mit", sagt ein anderer Börsianer.

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(AWP)