Der Preis für europäisches Erdgas befindet sich seit Ende des vergangenen Jahres in einem Abwärtstrend. Der Rohstoff hat sich seitdem stark verbilligt, nachdem er im vergangenen Jahr wegen der Folgen des Kriegs in der Ukraine drastisch angestiegen war. In der Spitze wurde im vergangenen Sommer ein Rekordpreis von mehr als 300 Euro je MWh gezahlt. Der Stopp russischer Gaslieferungen hatte Ängste vor einer Energiekrise geschürt.
Während die Gaspreise fallen, werden die Gasspeicher in Deutschland weiter gefüllt. Laut jüngsten Daten des europäischen Speicherverbandes GIE betrug der Füllstand in allen deutschen Speichern am 23. Mai 72,76 Prozent. Die Gasreserven sind seit Wochen nahezu ununterbrochen gestiegen und liegen deutlich über dem Vergleichswert des Vorjahres. Gründe für den höheren Stand sind Importe von Flüssiggas, ein vergleichsweise milder Winter und Einsparungen vor allem in der Industrie.
"Der Markt ist aktuell überversorgt", erklärte Experte Philippe Francois vom Energiehandelshaus Danske Commodities den Rückgang des Gaspreises. Sollte sich diese Entwicklung nicht grundlegend ändern, dürfte der Preis für Erdgas seiner Einschätzung nach auch im Sommer weiter sinken.
Marktbeobachter verwiesen aber auch auf die schwächere Konjunktur, die für eine geringere Nachfrage sorgen dürfte. Laut Daten des Statistischen Bundesamts ist Deutschland als die grösste europäische Volkswirtschaft im Winter in eine Rezession gerutscht. Aber auch in anderen grossen Volkswirtschaften wird die Wirtschaft durch steigende Zinsen belastet.
Der Preis für europäisches Erdgas liegt mittlerweile deutlich unter dem Niveau, das er kurz vor Beginn des Krieges in der Ukraine im Februar 2022 hatte. Allerdings hatte Erdgas vor dem Jahr 2021 durchgehend merklich weniger als 20 Euro je MWh gekostet./jkr/bgf/jha/
(AWP)