Für das laufende Jahr sehen die Erwartungen dagegen noch trübe aus: Statt Wachstum erwartet das Ifo eine Schrumpfung um 0,1 Prozent und bestätigt damit seine Dezember-Prognose. Allerdings soll die Wende im Jahresverlauf kommen: "Nach einem weiteren Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 0,2 Prozent im ersten Quartal wird sich die Konjunktur im weiteren Verlauf wieder erholen", sagte Ifo-Konjunkturforscher Timo Wollmershäuser. "Spätestens ab Jahresmitte werden steigende Reallöhne die Binnenkonjunktur stützen." Insgesamt erwartet er für das Gesamtjahr 2023 allerdings noch ein Minus bei den Reallöhnen.

Letztlich seien "wir alle" Verlierer der Krise, sagte Wollmershäuser. Ohne sie müsste Deutschland heute viel besser dastehen. Auch Ifo-Präsident Clemens Fuest äusserte sich in diese Richtung. Der Wohlstand liege deutlich niedriger als 2019, sagte er.

Zur Trendwende im Jahresverlauf sollen neben spürbaren Tariflohnanstiegen auch allmählich sinkende Inflationsraten beitragen. "Der Gipfel der Inflation ist erreicht", sagte Wollmershäuser. Im Durchschnitt dieses Jahres erwartet er eine Teuerungsrate von 6,2 Prozent. Das ist minimal weniger als bei der Dezember-Prognose. Von den Energiepreisen erwarte er in den kommenden Monaten keinen weiteren Inflationsschub, sagte Wollmershäuser. Ende des Jahres werde der Rückgang der Energiekosten dann auch bei den Haushalten ankommen und die Inflation kommendes Jahr sogar drücken.

Optimistischer als vor drei Monaten sieht das Ifo den Staatshaushalt. Er werde im laufenden und kommenden Jahr mit 1,3 beziehungsweise 0,3 Prozent der Wirtschaftsleistung im Minus sein, hiess es. Im Dezember lag die Prognose der Münchner noch bei 2,6 und 1,2 Prozent Defizit. Unter anderem erwarten die Wirtschaftsforscher wegen niedrigerer Preise jetzt um 35 Milliarden Euro geringere Ausgaben für die staatlichen Energiepreisbremsen./ruc/DP/jsl

(AWP)