Gestützt wird die Inflation durch die Energiepreise, die im Jahresvergleich um 2,5 Prozent gestiegen sind, nachdem sie im März noch gesunken waren. Getrieben wird die Gesamtinflation mittlerweile durch deutlich steigende Preise für Lebens- und Genussmittel sowie für Dienstleistungen und Industriewaren.

Im Gegensatz zur allgemeinen Inflation ging die Kerninflation allerdings wie erwartet etwas zurück. Bei den Verbraucherpreisen ohne die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Nahrungsmittel meldete Eurostat für April einen Anstieg im Jahresvergleich um 5,6 Prozent. Im März hatte die Kernteuerung mit 5,7 Prozent den höchsten Wert seit Bestehen des Währungsraums markiert. Sie gibt laut Ökonomen einen guten Eindruck über den grundlegenden Inflationstrend.

Nach Einschätzung des Chefvolkswirts der VP Bank, Thomas Gitzel, kann der Rückgang der Kernteuerung als erstes Anzeichen dafür gewertet werden, dass die Trendwende bei der Inflationsentwicklung anstehe. Dies sei trotz der gestiegenen Inflationsrate eine gute Nachricht, aber noch kein Argument für die Europäischen Zentralbank (EZB), nicht weiter die Zinsen zu erhöhen.

Die Kernteuerung liege nach wie vor auf einem hohen Niveau, kommentierte Experte Christoph Weil von der Commerzbank. "Insofern bleibt der Druck auf die EZB unverändert hoch, die Leitzinsen weiter anzuheben." Das Preisziel der EZB von mittelfristig zwei Prozent wird weiter klar überschritten. Die Notenbank stemmt sich seit einiger Zeit mit höheren Leitzinsen gegen die hohe Teuerung. Am Donnerstag wird bei der EZB-Zinssitzung mit einer weiteren Zinsanhebung gerechnet.

Mittlerweile scheinen die steigenden Leitzinsen Wirkung auf die Kreditvergabe der Geschäftsbanken zu haben. Wie die EZB ebenfalls am Dienstag bekannt gab, haben die Banken des Währungsraums ihre Kreditstandards im ersten Quartal deutlich verschärft. Die Standards für Unternehmenskredite zogen so deutlich an wie seit der Euro-Krise im Jahr 2011 nicht mehr. Als Hauptgrund nennt die EZB die höhere Risikowahrnehmung der Banken. Eine Rolle dürften die Bankenturbulenzen in den USA und Europa gespielt haben.

Zudem hat sich das Wachstum der Geldmenge in der Eurozone weiter abgeschwächt. Nach Angaben der EZB stieg die breit gefasste Geldmenge M3 im März im Vergleich zum Vorjahresmonat um 2,5 Prozent, nachdem sie im Monat zuvor noch um 2,9 Prozent gewachsen war. Die enger gefasste Geldmenge M1 schrumpfte im Jahresvergleich sogar um 4,2 Prozent. Der Rückgang ist bemerkenswert, weil M1 unter Ökonomen als Konjunkturindikator gilt./jkr/bgf/jha/

(AWP)