Das Aufsichtsgremium hatte Georgiewa nach acht Sitzungen zur Prüfung der Vorwürfe am Montagabend sein "volles Vertrauen" ausgesprochen. Damit wurde ein Wechsel an der IWF-Spitze verhindert. Georgiewa wurde vorgeworfen, auf ihrem vorigen Spitzenposten bei der Weltbank 2017 ein wichtiges Länderranking zugunsten Chinas beeinflusst zu haben. Sie soll Druck auf Mitarbeiter gemacht haben, um ein Abrutschen Chinas im Geschäftsklimaindex der Weltbank ("Doing Business") zu verhindern. Die Bulgarin Georgiewa (68), eine frühere EU-Kommissarin, die seit Ende 2019 an der Spitze des IWF steht, hat die Manipulationsvorwürfe stets zurückgewiesen.

Georgiewa erklärte, sie wolle sich kommende Woche mit Mitarbeitern treffen, um "offen" über die Aufarbeitung der Vorwürfe zu sprechen. Sie habe aus der Angelegenheit gelernt, wie wichtig es sei, dass Mitarbeiter einer grossen Organisation stets Kanäle hätten, um abweichende Meinungen und Kritik am Management zu äussern, betonte sie. "Institutionen müssen sich immer darum bemühen, sich zu verbessern - selbst wenn sie exzellent sind, wie das beim IWF der Fall ist", sagte sie. Georgiewas Amtszeit endet in drei Jahren.

Für die Weltbank und den IWF war die Mitte September bekannt gewordene angebliche Manipulation von Daten ein schwerer Vorwurf. Für die in Washington ansässigen Organisationen gehört die unabhängige und unpolitische Erhebung und Zusammenstellung internationaler Daten zum Kerngeschäft. Ihre Daten sind häufig auch eine Grundlage für weitreichende Entscheidungen, etwa für die Verteilung von Hilfsgeldern.

Im Rahmen der Jahrestagung von IWF und Weltbank sollte am Mittwoch auch ein Treffen der Finanzminister der G20-Staaten stattfinden. Es wurde erwartet, dass die Gruppe auch über die jüngsten Fortschritte bei der Einführung einer globalen Mindeststeuer für Unternehmen sprechen würde./jbz/DP/jha

(AWP)