Allerdings bestehe das Risiko eines nachhaltigeren Anstiegs der Inflation und der Inflationserwartungen. Dann sei womöglich früher als gedacht eine Straffung der US-Geldpolitik erforderlich. Andere Länder stünden wegen höherer Rohstoff- und Lebensmittelpreise vor ähnlichen Herausforderungen.
"Höhere Zinsen in den USA könnten zu einer deutlichen Verschärfung der weltweiten Finanzierungsbedingungen führen und zu erheblichen Kapitalabflüssen aus Schwellen- und Entwicklungsländer-Volkswirtschaften", erklärte die IWF-Chefin. Insbesondere für Länder mit erhöhten Schuldenständen oder mit einem grossen Bedarf an Aussenfinanzierung wären das bedeutende Herausforderungen.
Die Inflation war in den USA zuletzt kräftig gestiegen und lag mit 3,4 Prozent im Mai bereits deutlich über dem Fed-Ziel von zwei Prozent. Die US-Notenbank will ihre lockere Geldpolitik solange fortsetzen, bis spürbare weitere Fortschritte auf dem Weg zu Vollbeschäftigung und Preisstabilität erreicht sind.
Fed-Chef Jerome Powell signalisierte im Juni, dass die Währungshüter an der Zinsfront zunächst Ruhe bewahren werden. Die jüngsten Preissprünge seien zum grossen Teil durch die Wiedereröffnung der Wirtschaft bedingt, sagte er. Man brauche wohl noch etwas Geduld, um zu sehen, was sich wirklich tue. Weiteren Aufschluss über den geldpolitischen Kurs könnten die für diesen Mittwochabend erwarteten Fed-Protokolle der jüngsten Zinssitzung geben.
(AWP)