Die Unterbrechung der Lieferketten in der Corona-Pandemie habe zwar verständlicherweise dazu geführt, dass Länder Verwundbarkeiten reduzieren wollten, auch habe der russische Angriffskrieg auf die Ukraine Investitionsentscheidungen um nationale Sicherheitsbedenken erweitert. "Aber zusammengenommen führen diese Trends zu einer stärker fragmentierten Welt mit realen wirtschaftlichen Kosten. Und die sind hoch", sagte Georgiewa. IWF-Untersuchungen zufolge könnte die Fragmentierung des Handels langfristig bis zu sieben Prozent der globalen Wirtschaftskraft kosten. Das entspreche etwa der Jahresproduktion von Deutschland und Japan zusammen.

Georgiewa warnte die EU vor den Folgen, wenn strukturelle wirtschaftliche Probleme nicht angepackt würden. "Ohne langfristige Herausforderungen nicht anzugehen - Demografie, Produktivität, Inklusion - werden wir nicht in der Lage sein, die Einkommen zu erhöhen und Chancen zu schaffen, wie wir es uns erhofft haben."

So müsste neben der Wiederbelebung der multilateralen Zusammenarbeit etwa die richtigen Anreize für eine stärkere Beteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt geschaffen werden und es sei dafür zu sorgen, dass alle Arbeitnehmer länger im Erwerbsleben blieben. "Mit der richtigen Kinderbetreuung und flexiblen Arbeitsregelungen werden mehr Frauen arbeiten, und mit den richtigen Renten- und Arbeitsmarktreformen werden mehr ältere Arbeitnehmer weiterarbeiten." Das Vorantreiben der grünen Transformation der Wirtschaft sei zudem nicht nur für den Klimaschutz wichtig, sondern auch, um die Energiesicherheit und die Investitionsmöglichkeiten zu verbessern, so Georgiewa.

Der IWF geht laut Georgiewa davon aus, dass das EU-Wachstum von 3,7 Prozent im vergangenen Jahr auf 0,7 Prozent in diesem Jahr zurückgehen wird, bevor es sich danach wieder leicht erholt./red/DP/jha

(AWP)