In der Schweiz waren Ende Juni noch 92'511 Menschen bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) als arbeitslos gemeldet, wie das Seco am Donnerstag mitteilte. Das waren 5493 weniger als im Mai und die Zahl verringerte sich gegenüber dem Vorjahr um fast 40'000.

Die gute Lage am Arbeitsmarkt lässt sich auch an der Arbeitslosenquote ablesen, die aufgrund saisonaler Effekt im Juni um 0,1 Prozentpunkte auf 2,0 Prozent sank. In wärmeren Monaten werden etwa auf dem Bau mehr Menschen beschäftigt. Saisonbereinigt verharrte die Quote wie von Ökonomen erwartet auf 2,2 Prozent.

Keine Überhitzung

Der Arbeitsmarkt entwickle sich sehr gut, sagte Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit beim Seco, an einer Telefonkonferenz. "Zuletzt haben wir in absoluten Zahlen im Juni 2002 eine so tiefe Arbeitslosigkeit registriert." Die Arbeitslosenquote lag letztmals im November 2001 bei 2 Prozent oder tiefer.

Dabei zeigt sich laut Zürcher über alle Branchen, Regionen und Altersgruppen hinweg ein positives Bild. Saisonal bedingt sei die Arbeitslosigkeit etwa auf dem Bau und im Gastgewerbe sowie in Tourismuskantonen wie Graubünden oder Wallis zurückgegangen. Aber auch in Zürich, Bern, der Waadt oder in Genf seien die Zahlen zurückgegangen.

"Der Arbeitsmarkt läuft heiss, aber wir stellen keine Überhitzung fest", betonte Zürcher sogleich. Er geht davon aus, dass die Arbeitslosenquote bis zum Jahresende aus saisonalen Gründen ansteigen wird. Die Ökonomen des Seco rechnen in ihren Prognosen für 2022 im Jahresdurchschnitt mit einer Quote von 2,1 Prozent, gefolgt von 2,0 Prozent im Jahr 2023.

Fachkräftemangel verschärft sich

Das für Arbeitnehmende günstige Umfeld zeigt sich auch in der Zahl der Stellensuchenden, die im Berichtsmonat Juni um 6512 auf 168'944 weiter zurückgegangen ist. Vor Jahresfrist hatten laut Seco-Statistik noch mehr als 225'000 Personen einen Job gesucht. Die bei den RAV als offen gemeldeten Stellen erhöhten sich derweil um 694 auf 71'742.

Die gegenläufige Entwicklungen bei Stellensuchenden und Jobangeboten ist Indiz dafür, dass es für Firmen immer schwieriger wird, die offenen Stellen mit geeignetem Personal zu besetzen. Dieses Problem hatte zuletzt auch der Schweizerische Arbeitgeberverband thematisiert. "Der Fachkräftemangel ist in allen Branchen zugleich ein Thema", sagte Zürcher. Das sei in dieser Form noch nie vorgekommen.

Dagegen ist Kurzarbeit kaum mehr ein Thema: Im April - die Daten werden mit Verzögerung gemeldet - waren nur noch 6867 Personen (gegenüber März -15'200) von Kurzarbeit betroffen und die Zahl der Firmen in Kurzarbeit ging um 2313 Einheiten auf 1177 zurück. Laut Zürcher dürften die Werte weiter sinken.

Boris Zürcher datierte auch die Zahlen zu den aus der Ukraine vor dem Krieg geflüchteten Menschen auf, die in der Schweiz nach Arbeit suchen. Ende Juni waren 1441 Ukrainerinnen und Ukrainer auf den RAV gemeldet gewesen, gut 260 mehr als im Mai. Rund die Hälfte davon suchen nach Anstellungen mit höheren Qualifikationen, etwa 15 Prozent bewerben sich für Hilfsarbeiterjobs.

mk/kw

(AWP)