Analysten wurden von der Stärke des Anstiegs überrascht. Sie hatten im Schnitt nur mit einer Jahresrate von 9,2 Prozent gerechnet. Im Juni hatte die Rate bei 8,5 Prozent und im Mai bei 7,2 Prozent gelegen. "Die Preiskapriolen bei den Grundstoffen für die deutsche Wirtschaft werden immer heftiger", erklärte Elmar Völker, Analyst bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) die jüngste Entwicklung.
Zum Vormonat erhöhten sich die Erzeugerpreise im Juli um 1,9 Prozent, wie das Bundesamt weiter mitteilte. Stärkste Preistreiber bleiben die Kosten für Vorleistungsgütern und Energie. Vorleistungsgüter verteuerten sich laut Bundesamt auf Jahressicht um 15,6 Prozent, Energie war im Schnitt 20,4 Prozent teurer.
Bei den Vorleistungsgütern verwies das Bundesamt vor allem auf deutliche Preisanstiege bei Holz und Metallen. Besonders hoch waren die Preisanstiege gegenüber dem Vorjahr bei Nadelschnittholz. Hier meldete das Bundesamt einen Preisanstieg im Jahresvergleich um 111 Prozent. Metalle waren demnach im Durchschnitt insgesamt 32,2 Prozent teurer als ein Jahr zuvor.
"Hauptgründe für den starken Anstieg der Stahl- und Holzpreise dürften die hohe Nachfrage im In- und Ausland sowie Probleme bei der Versorgung mit Rohstoffen sein. Bei den Stahlpreisen kamen zusätzlich kräftige Preissteigerungen für Eisenerzimporte hinzu", teilte das Bundesamt weiter mit.
Wie stark sich der Anstieg der Erzeugerpreise auswirkt, zeigt die Entwicklung in der chemischen Industrie, einer der führenden Branchen der deutschen Wirtschaft. Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) hatte in dieser Woche einen "kräftigen" Anstieg der Preise für Chemikalien im zweiten Quartal gemeldet und begründete dies unter anderem mit gestiegenen Kosten. Nach Einschätzung des Verbands ist in diesem Jahr mit einem Preisanstieg für Produkte der chemischen Industrie um 6,5 Prozent zu rechnen. Das ist deutlich mehr als bisher veranschlagt.
Die Erzeugerpreise können sich auf die allgemeine Preisentwicklung auswirken, allerdings meist mit einiger Verzögerung. "Je länger der Preisdruck auf den vorgelagerten Stufen derart hoch bleibt, desto mehr steigt die Gefahr, dass dieser auch nachhaltig auf die Konsumentenpreisebene überspringt", warnte LBBW-Analyst Völker.
In Deutschland ist die Inflation zuletzt bereits sprunghaft gestiegen. Im Juli erreichte die Inflationsrate mit 3,8 Prozent den höchsten Stand seit fast 30 Jahren. Viele Ökonomen und auch die Notenbanken sehen den aktuellen Anstieg der Inflation als eine vorübergehende Erscheinung. Die Erwartung dabei ist, dass sich die Inflation im kommenden Jahr deutlich abschwächt. Bis dahin könnte sich die Inflationsrate nach Einschätzung von Bundesbankpräsident Jens Weidmann aber zeitweise bis in Richtung fünf Prozent bewegen./jkr/jsl/jha/
(AWP)