Die Fed signalisiert weiterhin für die nähere Zukunft unveränderte Zinsen. "Der Ausschuss ist der Ansicht, dass der derzeitige geldpolitische Kurs angemessen ist, um eine nachhaltige Expansion der Wirtschaftstätigkeit, starke Arbeitsmarktbedingungen und eine Inflation nahe dem Zwei-Prozent-Ziel zu unterstützen", heisst es in der Erklärung zur Zinsentscheidung. Damit wiederholte die Fed eine zentrale Aussage aus ihrem Statement vom Dezember. Notenbankchef Jerome Powell betonte auf der anschliessenden Pressekonferenz, dass die Geldpolitik angemessen bleibe, solange die Daten nicht merklich vom Ausblick der Fed abwichen.

Die Fed verweist auf den zuletzt robusten Arbeitsmarkt und das moderate Wirtschaftswachstum. Schwach blieben jedoch die Unternehmensinvestitionen und die Exporte. Der private Konsum wachse moderat. Mit Blick auf mögliche weitere Entscheidungen werde man - neben dem Arbeitsmarkt und der Inflation - auch die internationale Entwicklung genau beobachten.

Zuletzt hatte sich eine Reihe von Risiken abgeschwächt. So haben die USA und China ein erstes Teilabkommen in ihrem Handelsstreit ausgehandelt. Zudem wurden ein ungeordneter Brexit vermieden. "Es gibt Grund für vorsichtigen Optimismus in Bezug auf die Weltwirtschaft", sagte Powell. Er betonte jedoch, dass nur ein bescheidenes Wachstum zu erwarten sei. Allerdings ist mit dem Coronavirus ein neuer Unsicherheitsfaktor aufgetaucht.

"Der Coronavirus ist ein ernstes Thema", sagte Powell. Wahrscheinlich werde er die wirtschaftlichen Aktivität in China und Japan beeinträchtigen, möglicherweise auch auf globaler Ebene. Allerdings sei es derzeit ungewiss, wie weit sich das Virus ausbreite und welche konkreten ökonomischen Folgen sich daraus ergeben.

Unzufrieden zeigte sich Notenbankchef Powell jedoch mit der Inflationsentwicklung. "Wir sind nicht zufrieden mit einer Inflationsrate die dauerhaft unter dem Zwei-Prozent-Ziel liegt", sagte er. Laut Commerzbank-Ökonom Bernd Weidensteiner wird die zu niedrige Inflation zu einer der wichtigsten Prioritäten der Fed. "Trotzdem sind die politischen Entscheidungsträger offensichtlich relativ zufrieden mit den Ergebnissen ihrer Politik und hoffen, dass die Fed länger am Rande bleiben kann", heisst es in einer Analyse.

"Klare neue Signale gab es von der Fed nicht" kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. "Doch liest man zwischen den Zeilen, so dürfte die US-Notenbank wohl eher bereit stehen die Zinsen zu senken als zu erhöhen", schreibt Gitzel. Die schwache Entwicklung in der Industrie könnte auf den Dienstleistungssektor übergreifen. Hinzu komme das Risiko durch den Coronavirus. "Aus unserer Sicht muss die Fed der US-Wirtschaft im laufenden Jahr zur Seite stehen", kommentierte Gitzel.

Ihre Eingriffe am Interbankenmarkt will die Fed bis mindestens April fortsetzen, heisst es in der Mitteilung. Die Fed kauft seit einiger Zeit wieder in erheblichem Umfang Wertpapiere, um den Banken Zusatzliquidität zur Verfügung zu stellen. Damit sollen Geldmarktturbulenzen wie im Herbst letzten Jahres verhindert werden. Die Bilanz der Fed hat sich in der Folge erheblich um etwa 400 Milliarden Dollar ausgeweitet. Dies hat auch deutliche Auswirkungen auf die Finanzmärkte. Powell wollte aber nicht von einer geldpolitischen Lockerung sprechen. "Viele Dinge beeinflussen die Finanzmärkte", sagte er auf Nachfrage.

Die Reaktion an den Finanzmärkten war verhalten. Der Eurokurs legte während der Pressekonferenz geringfügig zu und wurde zuletzt mit 1,1010 US-Dollar gehandelt. Der US-Aktienmarkt reagierte kaum. Die Renditen von US-Staatsanleihen gaben weiter nach./jsl/he

(AWP)