Danach gab es im vergangenen Jahr 225 Arbeitskämpfe, an denen insgesamt 930 000 Streikende teilnahmen. Rechnerisch fielen dadurch 674 000 Arbeitstage aus. Damit sei die Zahl der Arbeitskämpfe und der Beteiligten zwar etwas höher gewesen als im Vorjahr; 2021 waren 221 Arbeitskämpfe mit 909 000 Streikenden und 596 000 Ausfalltagen registriert worden. Im längerfristigen Vergleich habe sich das Arbeitskampfgeschehen aber "eher auf einem mittleren Niveau" bewegt, betonte das WSI.

Die umfangreichsten Streikaktionen fanden 2022 im Rahmen der Tarifrunden der Metall- und Elektroindustrie statt. Grössere Flächenauseinandersetzungen gab es darüber hinaus bei den Unikliniken in Nordrhein-Westfalen, dem Sozial- und Erziehungsdienst und bei den Seehäfen. Die grosse Mehrheit der Arbeitskämpfe waren aber auch 2022 auf einzelne Firmen begrenzte Auseinandersetzungen um Haustarife. Laut WSI verfügt etwa jeder sechste Beschäftigte in Deutschland (17 Prozent) über eigene Streikerfahrung.

Im internationalen Vergleich, bei dem die arbeitskampfbedingten Ausfalltage pro 1000 Beschäftigte miteinander verglichen werden, liegt Deutschland laut WSI weiterhin im unteren Mittelfeld.

In diesem Jahr könnte das Arbeitskampfvolumen nach Einschätzung des WSI allerdings noch einmal erheblich zunehmen. Dafür spreche die hohe Beteiligung an den Warnstreiks bei Post, Bahn und Öffentlichem Dienst in den vergangenen Monaten. "Vor dem Hintergrund historisch hoher Inflationsraten hat sich der Verteilungskonflikt deutlich intensiviert", sagte Schulten. Hinzu komme, dass der zunehmende Arbeits- und Fachkräftemangel die Verhandlungsposition der Beschäftigten stärke und damit auch die Bereitschaft fördere, sich an Arbeitskampfmassnahmen zu beteiligen./rea/DP/jha

(AWP)