Die Aktien fielen am Montagvormittag als Schlusslicht im Dax um 7,4 Prozent auf 97,20 Euro. Damit ist Symrise auch im noch jungen Börsenjahr mit einem Minus von gut vier Prozent nun schwächster Wert im deutschen Leitindex, der 2023 bereits um mehr als acht Prozent zugelegt hat.
Die Holzmindener mussten Ende vergangenen Jahres 126 Millionen Euro auf die knapp 30-prozentige Beteiligung am Haustiernahrungsspezialisten Swedencare abschreiben. Das Wachstum der Schweden hatte im vergangenen Jahr teilweise unter weniger Aufträgen grosser Kunden gelitten, da diese erst einmal ihre hohen Lagerbestände abgebaut hatten.
Analyst Charlie Bentley vom Investmenthaus Jefferies betonte in einer ersten Einschätzung, dass Swedencare bei Symrise trotz der Abschreibung immer noch mit einem höheren Wert in der Bilanz stehen dürfte, als es der aktuelle Aktienkurs der Schweden impliziere.
Der Swedencare-Aktienkurs war 2022 um mehr als 80 Prozent eingebrochen. Allerdings: Von Ende 2016 bis Ende 2021 war er auch um 2800 Prozent nach oben geschnellt. Grundsätzlich blickt Symrise-Chef Heinz-Jürgen Bertram laut Mitteilung auch weiterhin zuversichtlich auf den Anbieter von Nahrungsergänzungsmitteln etwa für die Zahnpflege und Gelenke. Er sieht im Markt für Heimtiernahrung insgesamt weiter ein grosses Wachstumspotential.
Symrise hatte das Geschäft rund um Zusätze für Heimtiernahrung in den vergangenen Jahren stark ausgebaut, zuletzt etwa mit den Übernahmen von Giraffe Foods, Schaffelaarbos und Wing Pet Food. Der Geschäftsbereich hatte sich so zu einem wesentlichen Wachstumstreiber gemausert.
Ohne die Wertberichtigung ergibt sich für Symrise 2022 ein operatives Ergebnis von 921,6 Millionen Euro. Das sind gut 13 Prozent mehr als 2021, aber weniger als Analysten im Mittel auf dem Zettel hatten.
So fiel die operative Gewinnmarge - ohne die Wertberichtigung - auf 20 Prozent von 21,3 Prozent im Jahr 2021. Damit verfehlten die Niedersachsen ihr noch im Herbst bestätigtes Ziel von rund 21 Prozent. Aktuell bekommen viele Unternehmen die Folgen hoher Rohstoffpreise zu spüren. Sie können höhere Kosten nur bedingt oder mit Verzögerung auf die Kunden umlegen. Das belastet die Margen. Analyst Bentley verwies zudem auf ein zum Jahresende hin wohl schwieriges Umfeld im Geschäft Duftstoffen sowie mit Parfümherstellern.
Der Umsatz von Symrise entwickelte sich 2022 besser als erwartet. Er stieg auf 4,6 Milliarden Euro, nach 3,8 Milliarden Euro im Vorjahr. Das ist ein Plus von fast 28 Prozent. Aus eigener Kraft - also Übernahmen und Wechselkurseffekte ausgeklammert - betrug das Plus 11,4 Prozent. Details zur Geschäftsentwicklung wird es am 8. März bei der Veröffentlichung der vollständigen Zahlen geben.
Mittelfristig will das Unternehmen weiterhin schneller wachsen als der relevante Markt. Der Umsatz soll pro Jahr im Schnitt um 5 bis 7 Prozent zulegen. Die operative Gewinnmarge soll zum Ablauf des Geschäftsjahres 2025 im Korridor von 20 bis 23 Prozent liegen.
Diese mittelfristige Zuversicht sowie der späte Zeitpunkt der Warnung für 2022 verdeutlichen laut dem Jefferies-Analysten Bentley, dass die schlechte Margenentwicklung überraschend gekommen sei und kein strukturelles Problem darstelle. So werde der Lagerbestandsabbau durch die Kunden vorübergehen und bei den hohen Energiepreisen gebe es Entspannung. Es sollte nicht vergessen werden, dass 2022 für Symrise ein hervorragendes Jahr beim Umsatz gewesen sei und die operative Gewinnmarge trotz Kostensteigerungen immer noch knapp innerhalb des mittelfristigen Zielbandes gelegen habe./mis/mne/stk
(AWP)