Der Krieg in der Ukraine geht auch am genossenschaftlich organisierten Schweizer Agrarkonzern Fenaco, den 165 Landi und deren gut 43'000 Mitgliedern, nicht spurlos vorbei. "Zwar spielen der Import von Agrargütern aus Russland und der Ukraine für die Schweiz eine untergeordnete Rolle", sagte Fenaco-Präsident Pierre André Geiser am Dienstag an einer Medienkonferenz. "Die aktuelle Situation hat jedoch einen preistreibenden Effekt, was zu steigenden landwirtschaftlichen Produktionskosten führt."

Gute Versorgung trotz Ukraine-Krieg

Geiser unterstrich aber, dass die Versorgungslage bei Agrargütern in der Schweiz trotz der angespannten Situation derzeit gut ist. So sei beispielsweise der Nährstoffbedarf im Pflanzenbau dank der Tierhaltung zu drei Vierteln aus eigenem Hofdünger gedeckt. Und für die notwendigen Importe etwa von Getreide und Dünger hat Fenaco in den vergangenen Jahren mehr als 60 Millionen Franken in grosse Silos am Basler Auhafen investiert.

Die Silos sollen die Landesversorgung etwa mit Dünger sicherstellen, der seit einigen Jahren nicht mehr in der Schweiz hergestellt wird. So könnten dank gezielter Düngerkäufe die teilweise sprunghaft steigenden Preise im Weltmarkt in kleineren Schritten und somit "schonender" den Produzenten verrechnet werden, hiess es.

Mit steigenden Preisen hat Fenaco auch im Detailhandel sowie in der Lebensmittelindustrie, wo von Fleisch, Eier, Früchte, Gemüse bis hin zu den Ramseier-Getränken eine Vielzahl von landwirtschaftlichen Erzeugnissen unter einem Dach vereint sind, zu kämpfen. Preistreibend seien vor allem höhere Transportkosten und stark steigende Preise für Verpackungen und Gebinde.

Im Detailhandel wurden laut Bereichs-Leiter Philipp Zgraggen als Folge davon die Preise von rund 1000 Produkten erhöht. Das sei viel, wenn man bedenke, dass das Sortiment in kleineren Läden lediglich 3000 bis 4000 Artikel umfasse. Bei Milchprodukten sprach Zgraggen von Preiserhöhungen im Bereich von 1 bis 2 Prozent und auch die Fleischpreise wurden in etwa in diesem Ausmass angehoben. Weitere sortimentsübergreifende Anpassungen seien nicht ausgeschlossen, hiess es.

Rekorde im 2021

2021 war für Fenaco ein Jahr der Rekorde: Der Umsatz kletterte auch von den steigenden Energiepreise getrieben um knapp 6 Prozent auf einen neuen Höchstwert von 7,4 Milliarden Franken und der Betriebsgewinn EBIT erreichte mit 169 Millionen (+1,6 Prozent), nachdem dieser im Vorjahr um mehr als ein Drittel in die Höhe geklettert war. Damit bewege sich die Umsatzrendite mit 2,3 Prozent klar über dem mehrjährigen Durchschnittsniveau, sagte Fenaco-Chef Martin Keller.

Keller dämpfte mit Blick auf das laufende Jahr aber sogleich die Erwartungen: Zwar werde der Nettoerlös die 7-Milliardenmarke wohl erneut übertreffen, doch beim Ergebnis sei nach zwei ausserordentlich guten Jahren mit einem deutlichen Rückgang zu rechnen.

Die durch den gesamten Konzern hindurch steigenden Kosten drücken auf die Margen. Ausserdem dürfte der Einkaufstourismus wieder an Fahrt aufnehmen und auf das Geschäft in den Volg- und Landi-Filialen drücken.

In Süddeutschland startet Fenaco ein Projekt mit Verkaufsläden im Stile der Schweizer Landi-Läden. Unter dem Namen "Landwelt" würden gemeinsam mit der deutschen Agrargenossenschaft ZG Raiffeisen fünf Pilotfilialen eröffnet, sagte Keller.

mk/jb

(AWP)