In einem äusserst anspruchsvollen Umfeld sei es gelungen, die finanziellen Herausforderungen aus eigener Kraft zu meistern und gleichzeitig die operative Performance deutlich zu verbessern, teilte Alpiq am Donnerstag mit. Das Unternehmen nennt die zahlreichen Hürden im Jahr 2022: der Krieg in der Ukraine und der Teilausfall russischer Gaslieferungen, lange Ausfälle zahlreicher französischer Atomkraftwerke, eine langanhaltende Trockenperiode mit wenig Niederschlägen sowie hohe Preise wegen einer drohenden Strom- und Gasmangellage.

Im Zuge des starken Preisanstiegs sind die Einnahmen noch weiter explodiert: Der Nettoumsatz der Gruppe stieg 2022 auf 14,6 Milliarden Franken nach 7,2 Milliarden im Jahr zuvor. Während die Einnahmen zwar gewaltig in die Höhe schossen, hatte der rasche Anstieg der Strompreise einen grossen negativen Einfluss auf die Bewertung der Absicherungsgeschäfte für die Stromproduktion. Die Belastung belief sich netto auf ganze 250 Millionen.

Marktabhängige Bewertung

Grundsätzlich wurde in der Vergangenheit - das war vor der jetzigen Energiekrise Usus innerhalb der Branche - ein Grossteil der Stromproduktion mehrere Jahre im Voraus zu einem bestimmten Preis verkauft und dadurch abgesichert. Zum Stichtag, im Fall von Alpiq der 31. Dezember, müssen diese Absicherungsgeschäfte allerdings zum Marktwert bewertet werden. Steigen die Marktpreise für Strom zum Stichtag jedoch auf ein Vielfaches an, ergibt sich eine hohe negative Diskrepanz zwischen der Absicherung und der marktabhängigen Bewertung.

Wenn der Strom dann aber später tatsächlich wie geplant ausgeliefert werden kann und das Geschäft erfüllt wird, dann wird der nicht realisierte Verlust wieder neutralisiert. "Es handelt sich um einen temporären Effekt ohne Einfluss aufs operative Geschäft", betonte Alpiq denn auch am Donnerstag.

Gleichzeitig würden die Preise seit Ende August wieder sinken. "Sie bewegen sich jedoch weiterhin auf deutlich höherem Niveau als in den Vorjahren."

Schwache Börse belastet

Zu diesem negativen buchhalterischen Effekt fiel auch die schlechte Performance der Stilllegungs- und Entsorgungsfonds infolge des schwachen Börsenjahrs stark negativ ins Gesicht. Das Ergebnis vor Steuern wurde mit 276 Millionen belastet.

Diese nicht unmittelbar beeinflussbare externe Abhängigkeit von den Finanzmärkten wird den Energiekonzern weiterhin begleiten. Läuft es an der Börse wiederum sehr gut, kommt es zu einem stark positiven Effekt. "Die starken Wertschwankungen und die Performance" der AKW-Fonds könnten das Ergebnis auch im laufenden Jahr wesentlich beeinflussen, warnte Alpiq am Donnerstag.

Unter dem Strich blieb dem Schweizer Energieversorger 2022 in der Folge lediglich ein Plus auf Stufe Betriebsergebnis (EBITDA) von 346 Millionen Franken nach einem Verlust von 77 Millionen im Vorjahreszeitraum sowie ein Reingewinn von 111 Millionen nach einem Minus von 271 Millionen 2021. Der um die Sondereffekte bereinigte EBITDA erreichte indes 473 Millionen Franken, was einem Anstieg um mehr als die Hälfte entspricht (+52%).

Die Aktionäre erhalten - wie für das Geschäftsjahr 2021 - erneut keine Ausschüttung. 2020, also zwei Jahre vorher, hatte es erstmals seit 2015 nach einer langen Durststrecke wieder eine Dividende gegeben (46 Mio oder 1,40 Fr. je Aktie). Alpiq ist vollständig im Besitz von Schweizer Investoren.

Wieder positiver Cashflow

Was die Liquidität angeht und auch hinsichtlich möglicher Risiken sei man gut aufgestellt. Mit rund 1,5 Milliarden per Ende Dezember habe Alpiq die Liquidität im Vergleich zum Vorjahr stark erhöht. Ein bedeutender Anteil sei aus der operativen Geschäftstätigkeit erwirtschaftet worden: Der operative Cashflow war mit 734 Millionen 2022 wieder positiv.

Alle von Alpiq kontrollierten Anlagen sowohl in der Schweiz als auch im Ausland hätten zudem die Erwartungen in Bezug auf ihre Verfügbarkeit erfüllt oder gar übertroffen. Die Gesellschaft hat in der Schweiz Wasserkraftwerke und ist an den Atomkraftwerken Leibstadt und Gösgen (Geschäftsführung mit Anteil von 40%) beteiligt. In Italien, Spanien und Ungarn betreibt Alpiq Gaskraftwerke.

Mit Blick in die Zukunft hiess es: "Das Marktumfeld bleibt weiterhin volatil und ungewiss." Man erwarte aber auch für 2023 eine "gute" operative Performance. In den nächsten Jahren will Alpiq ausserdem gemeinsam mit Partnern über 1 Milliarde Franken in den Ausbau der erneuerbaren Energien und Speicher in der Schweiz investieren.

ys/tv

(AWP)