H1 2022E
(in Mio Fr.)                  AWP-Konsens   H1 2021A

Umsatz                         14'372        12'556
Wiederkehrender EBIT             2038          1983
- Marge (%)                      14,1          15,8

Q2 2021E                                     Q2 2020A

Umsatz                           7929          7194
LFL Wachstum (%)                  9,2          25,5
Wiederkehrender EBIT             1424          1455
- Marge (%)                      17,9          20,2

FOKUS: Analysten rechnen damit, dass Holcim im zweiten Quartal beim Umsatz klar zugelegt hat. Wenn am 27. Juli die Zahlen publiziert werden, so dürfte das Plus laut den Experten etwa im Bereich von 10 Prozent zu liegen gekommen sein. Der Konzern dürfte seine Absatzpreise konsequent erhöht haben (Stichwort: Energie, Fracht, Material). Das wiederum dürfte den erwarteten leichten Volumenrückgang somit überkompensiert haben.

Aus regionaler Sicht lag Nordamerika dank einer hohen Baustoffnachfrage wohl vorne. Im Gegensatz dazu ist Asien (primär Indien) bei der Profitabilität wohl etwas unter die Räder gekommen. Vor diesem Hintergrund erfolge der Verkauf der indischen Aktivitäten zu einem passenden Zeitpunkt, heisst es (siehe auch PRO MEMORIA). Europa dürfte gerade etwa zwischen diesen Polen zu liegen gekommen sein.

Mittelfristig werde die Kombination aus steigenden Baukosten und steigenden Zinsen die Aussichten für die weltweite Bauwirtschaft trüben. Holcim steht laut den Analysten jedoch recht gut da. Dank einer starken Projektpipeline könnte der freie Cashflow stark bleiben. Eine attraktive Dividende zu zahlen und auch die Transformation des Portfolios zu beschleunigen, liegt also im Bereich des Möglichen.

ZIELE: Mit den Zahlen zum ersten Quartal präsentierte Holcim einen neuen Ausblick für das Gesamtjahr 2022. Der Nettoumsatz soll auf vergleichbarer Basis um mindestens 8 Prozent und in Schweizer Franken um mindestens 10 Prozent wachsen. Zuvor hatte Holcim ein Plus von lediglich 6 Prozent erwartet. Bei der neuen Sparte Lösungen & Produkte, die durch den Kauf von Firestone entstand, rechnet Holcim mit einem zweistelligen Umsatzwachstum auf 5 Milliarden Franken. Der wiederkehrende EBIT auf vergleichbarer Basis soll ebenfalls zulegen. Holcim erwartet zudem weiterhin einen Free Cashflow von über 3 Milliarden Franken.

PRO MEMORIA: Holcim machte unlängst mit einer grossen Transaktion von sich reden. So verkaufte der Konzern das Indien-Geschäft für 6 Milliarden Franken. Die Veräusserung umfasste die Beteiligung von 63,11 Prozent an Ambuja Cement, die ihrerseits gut 50 Prozent an der Firma ACC besass, sowie eine direkte Beteiligung von Holcim an ACC in der Höhe von 4,48 Prozent. Die Mittel aus dem Verkauf sollen in erster Linie für den Ausbau des Bereichs "Lösungen & Produkte" verwendet werden, was bereits in den vergangenen Jahren das bevorzugte Investitionsfeld von Holcim war, aber auch für die anderen Geschäftsfelder. Holcim will erklärtermassen den Umsatzanteil von "Lösungen & Produkte" bis 2025 auf rund 30 Prozent erhöhen.

Daneben sorgte auch ein alter Rechtsstreit für Gesprächstoff. Ein Berufungsgericht in Paris bestätigte im Mai die Anklage gegen den französischen Zementkonzern Lafarge wegen "Beihilfe zu Verbrechen gegen die Menschlichkeit" im Zusammenhang mit seinen Aktivitäten bis 2014 in Syrien. Lafarge "bleibt wegen dieser Vorwürfe" und der Gefährdung des Lebens anderer "im Rahmen der Fortsetzung der gerichtlichen Ermittlungen" angeklagt, so ein Dokument des Gerichts. Damit lehnten die Ermittler den Antrag auf Aufhebung der Anklage gegen das französische Unternehmen, das 2015 mit Holcim fusionierte, ab. Im Rahmen der bereits im Juni 2017 eröffneten Untersuchung wird der damals zweitgrösste Zementkonzern der Welt verdächtigt, 2013 und 2014 über die Tochtergesellschaft Lafarge Cement Syria (LCS) fast 13 Millionen Euro an terroristische Gruppen, darunter den Islamischen Staat (IS), sowie an Mittelsmänner gezahlt zu haben.

AKTIENKURS: Die Papiere von Holcim haben seit Anfang Jahr Federn lassen müssen. Aktuell kosten sie noch 42,24 Franken (Stand Montagmittag). Von Ihren Höchstwerten im Januar bei über 52 Franken sind sie somit also derweil wieder 10 Franken entfernt. Auf Zweijahressicht haben sich die Valoren damit hingegen etwa seitwärts bewegt.

Website: www.holcim.com

jg/kw/jl

(AWP)