Der Pharma- und Medizinbedarfsanbieter B. Braun will ausserdem, dass künftig bei der Hauptversammlung Beschlüsse nur noch mit mehr als 75 Prozent der abgegebenen Stimmen beziehungsweise des vertretenen Grundkapitals möglich sind. Da B. Braun mehr als ein Viertel der Anteile hält, könnte das Unternehmen bei einer Hauptversammlung damit alle Entscheidungen blockieren. Gleichzeitig will der Grossaktionär die Abberufung zahlreicher Aufsichtsratsmitglieder, darunter auch die des Unternehmensgründers Eugen Münch. Sollte die ausserordentliche Aktionärsversammlung einberufen werden, droht der Zeitplan von Asklepios bei der Übernahme in Verzug zu geraten.

Dann würde sich die Annahmefrist für das Übernahmeangebot auf zehn Wochen ab Veröffentlichung der Angebotsunterlage verlängern. Eigentlich wollte Asklepios die Übernahme im zweiten Quartal abschliessen. Der geplanten Transaktion geht bereits ein jahreslanges Tauziehen um Rhön voraus. So wollte Rhön-Gründer Eugen Münch schon 2012 das Unternehmen mit Fresenius Helios fusionieren, woraufhin Asklepios und B. Braun bei Rhön eingestiegen waren und einen umfassenden Deal verhinderten. Am Ende war mit 40 Krankenhäuser allerdings ein Grossteil der Kliniken von Rhön an Helios gegangen.

B.Braun hatte damals schon um seine Marktposition gefürchtet. Und auch aktuell dürfte das nicht anders aussehen, würden sich mit Asklepios und Rhön doch zwei führende Klinik-Konzerne in Deutschland hinter dem Marktführer Fresenius Helios vereinen. Der gemeinsame Anlauf von Asklepios und Münch wurde Ende Februar 2020 bekannt gegeben. Demnach wurden zunächst die Anteile von Asklepios, von Rhön-Gründer Eugen Münch sowie seiner Ehefrau in einem Gemeinschaftsunternehmen gebündelt. Nach dem Kauf eines zusätzlichen Aktienpaketes durch Asklepios bringt es das Gemeinschaftsunternehmen mittlerweile auf mehr als 50 Prozent der Stimmrechte.

Zudem will Asklepios den übrigen Rhön-Anteilseignern ein Angebot von 18 Euro je Aktie unterbreiten. Das sind 25 Prozent mehr, als die Papiere vor Bekanntgabe der Pläne gekostet hatten, und in etwa so viel wie sie aktuell an der Börse kosten. Aber auch hier will B. Braun die Pläne durchkreuzen und fordert die Zahlung eines Dividendenabschlags von 2 Euro je Rhön-Klinikum-Aktie. Das wäre ein Vielfaches des Betrags, den das Unternehmen für das vergangene Jahr vorgesehen hat. Ende März hatte Rhön Klinikum angekündigt, die Dividende wegen des Gewinnrückgangs im vergangenen Jahr um vier auf 25 Cent senken zu wollen.

Da das Unternehmen im laufenden Jahr mit hohen Kosten für neue Auflagen rechnet und zudem die Folgen der Corona-Pandemie nicht absehbar sind, hält der potenzielle Käufer Asklepios die Dividenden-Forderung für unverantwortlich. Dadurch würden 134 Millionen Euro an die Anteilseigner ausgezahlt werden. "Ausschüttungen in der von B. Braun geforderten Grössenordnung stehen im krassen Widerspruch zur wirtschaftlichen Lage und der erwarteten Entwicklung des Unternehmens", teilte Asklepios am Samstag mit. "Die Forderungen von B. Braun gefährden daher unmittelbar die Stabilität des Unternehmens und die Sicherheit von Arbeitsplätzen."

Da B. Braun mit Finanzchefin Annette Beller im Rhön-Aufsichtsrat vertreten ist und die Auswirkungen eines solchen Kapitalabzugs genau kennen sollte, erhebt Asklepios schwerer Vorwürfe in Richtung des anderen Grossaktionärs. Es dränge sich die Vermutung auf, dass B. Braun ohne Rücksicht auf die Stabilität von Rhön, seinen Mitarbeitern und den Patienten Gelder abziehen wolle. "Gerade vor dem Hintergrund, dass die Politik grosse Anstrengungen unternimmt, um Kliniken in der Corona-Krise mit Steuergeldern zu schützen, ist das Ansinnen von B. Braun, unter dem Corona-Rettungsschirm hohe Dividenden ausschütten zu lassen, unverantwortlich."/mis/zb/nas

(AWP)