An der Börse sorgte vor allem der Ausblick für Optimismus. Die Aktie legte im Nachmittagshandel um 3,6 Prozent zu. Das vierte Quartal des Chemiekonzerns sei besser ausgefallen als am Markt erwartet, schrieb Analyst Andrew Stott von der Schweizer Grossbank UBS. Die 2019er-Ziele erschienen aber vor dem Hintergrund der Aussagen zum ersten Halbjahr ambitioniert.
Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) soll 2019 leicht über dem Vorjahreswert herauskommen. Dabei soll laut Brudermüller der Zuwachs im unteren Teil der von BASF definierten Spanne von 1 bis 10 Prozent liegen. Zum Plus beitragen soll auch der Bayer-Zukauf, mit dem BASF mit bestimmten Pflanzenschutzmitteln und verschiedenen Saatgut-Arten sein Agrochemiegeschäft gestärkt hatte. Im vergangenen Jahr habe die Übernahme aufgrund des Abschlusses erst nach der Saison nur gekostet, sagte Finanzchef Hans-Ulrich Engel. Zudem wird das Öl- und Gasgeschäft der Tochter Wintershall nach der Fusion mit Dea wieder anteilsmässig in das Ergebnis einfliessen.
Für den Umsatz peilt BASF ein Plus von 1 bis 5 Prozent an. Allerdings werde das erste Halbjahr vergleichsweise schwach sein, warnte Brudermüller. Dabei verwies er etwa auf das starke Vorjahreshalbjahr sowie die anfallenden Kosten für den laufenden Konzernumbau.
2018 ging das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis vor allem aufgrund eines sehr schwachen vierten Quartals im Jahresvergleich um 17 Prozent auf knapp 6,4 Milliarden Euro zurück. Deutliche Rückgänge musste BASF in seiner Sparte mit Basischemikalien sowie im Geschäft mit Pflanzenschutzmitteln und Saatgut hinnehmen. Aber auch in der Sparte Functional Materials & Solutions, in der BASF das Geschäft mit Katalysatoren, Bauchemikalien und Fahrzeuglacken zusammenfasst, lief es deutlich schlechter.
Der Umsatz legte um 2,4 Prozent auf rund 62,7 Milliarden Euro zu. Dazu trugen Preiserhöhungen in allen Segmenten bei. Unter dem Strich blieb ein für die Aktionäre anfallender Gewinn in Höhe von 4,7 Milliarden Euro übrig. Das war gut ein Fünftel weniger als 2017. Allerdings ist beim Gewinn anders als beim Umsatz und dem bereinigten Ebit noch die kurz vor der Fusion mit dem Konkurrenten Dea stehende Öl- und Gastochter Wintershall enthalten. Wintershall steuerte zum Nettoergebnis rund 550 Millionen Euro bei.
Trotz des Gewinnrückgangs will der BASF-Vorstand etwas mehr Geld an die Aktionäre ausschütten. Die Dividende soll um 10 Cent auf 3,20 Euro je Aktie erhöht werden. Das Unternehmen schnitt bei seinen Kennziffern besser ab, als von Analysten erwartet wurde.
Während BASF im laufenden Jahr von einem etwas schwächeren Wachstum für die Weltwirtschaft ausgeht, rechnet der Chemiekonzern mit einem Zuwachs bei der weltweiten Chemieproduktion in Höhe des Vorjahres. "Wir erwarten auch, dass unsere Abnehmerindustrien weiterhin wachsen", erläuterte Brudermüller. Die für BASF wichtige Autoindustrie soll sich nach dem Produktionsrückgang wieder leicht erholen.
Dabei gehen die Ludwigshafener davon aus, dass sich der Handelsstreit zwischen den USA und ihren Handelspartnern im Laufe des Jahres entschärft und der anstehende Austritt Grossbritanniens aus der EU ohne grössere konjunkturellen Beeinträchtigungen erfolgt.
Um das Unternehmen profitabler zu machen, setzte das BASF-Management im November ein neues Sparprogramm auf, das ab Ende 2021 jährlich zwei Milliarden Euro zum operativen Gewinn (Ebitda) beisteuern soll. Kosten einsparen will Brudermüller etwa in der Produktion, Logistik, Forschung und Entwicklung. Ein Stellenabbau ist laut dem Chef vorerst nicht geplant.
Der seit Mai neu amtierende BASF-Chef krempelt derzeit das Unternehmen um. Im vergangenen Jahr stärkte er das Agrarchemiegeschäft, indem er für mehrere Milliarden Euro vom Rivalen Bayer bestimmte Pflanzenschutzmittel und verschiedene Saatgut-Arten erwarb, die dieser im Zuge der Monsanto-Übernahme abgeben musste. Zudem erhielt BASF erst jüngst unter Auflagen von der EU-Kommission die Genehmigung für die Übernahme des weltweiten Nylongeschäfts der belgischen Solvay-Gruppe.
Gleichzeitig trennt sich BASF von Geschäftsbereichen. So sind die Ludwigshafener gerade dabei, die Kasseler Öl- und Gastochter Wintershall mit der früheren RWE -Sparte Dea zu fusionieren. Später soll das Unternehmen an die Börse gebracht werden. Derweil gibt es Druck auf das Unternehmen von Seiten der US-Regierung wegen der Ostsee-Pipeline Nord Stream 2. Zuletzt hatte der US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, beteiligten deutschen Unternehmen offen mit Sanktionen gedroht. Auch BASF habe einen entsprechenden Brief des Diplomaten erhalten, sagte Engel. BASF ist über seine Tochter Wintershall an der Pipeline durch die Ostsee beteiligt.
Allerdings fühlt sich der Chemieriese BASF geschützt vor möglichen Sanktionen der USA. Zwar sehe ein US-Gesetz von August 2017 mögliche Strafmassnahmen gegen Firmen vor, die an Nord Stream 2 beteiligt seien, sagte Engel. Es gebe aber auch eine US-Regelung, die Darlehensverträge ausdrücklich ausnehme, die vor Inkrafttreten des Gesetzes geschlossen worden seien. "Wir sind nicht Aktionär von Nord Stream 2, sondern finanzieren über Darlehen, und diese stehen unter Vertrauensschutz", fügte Engel hinzu.
Neben Wintershall stehen auch andere Geschäftsteile auf dem Prüfstand. So prüft der Chemiekonzern für das Bauchemiegeschäft etwa einen Zusammenschluss mit einem starken Partner, aber auch einen Verkauf. Zudem will sich der Konzern von seinem Pigmentgeschäft trennen. Bis Ende 2020 soll der Verkauf abgeschlossen sein.
Im Gegenzug will BASF in den kommenden Jahren kräftig in den Ausbau seines Asien-Geschäfts investieren. So plant der Konzern im südchinesischen Guangdong den Bau eines neuen Verbundstandortes. BASF schätzt die Investitionssumme bis zum Abschluss des Projekts um das Jahr 2030 auf bis zu zehn Milliarden US-Dollar (rund 8,8 Mrd Euro). Weltweit betreibt BASF derzeit sechs Verbundstandorte, jeweils zwei in Europa, Nordamerika und Asien./mne/wo/men/jha/
(AWP)