Das Papier fiel am Vormittag als Schlusslicht im Dax um gut drei Prozent auf 52,57 Euro. Zuvor hatte es seit dem Tief Anfang Oktober zeitweise um rund 17 Prozent zugelegt. Für 2022 steht zudem immer noch ein Plus von rund zwölf Prozent auf dem Kurszettel, was den zweiten Platz im deutschen Leitindex bedeutet.

Mit Blick auf das abgelaufene dritte Quartal hätten sich die Wechselkurse beim Umsatz positiv, beim Ergebnis aber negativ ausgewirkt, erklärte Finanzchef Wolfgang Nickl auf der Pressekonferenz zu den Zahlen. Letzteres sei auf saisonal niedrige Umsätze in den USA mit einer hohen Kostenbasis zurückzuführen, sowie auf Anpassungen wegen der extrem hohen Inflation in Argentinien und der Türkei.

Bereinigt um Wechselkurseffekte erwartet Bayer für 2022 weiterhin einen Umsatz von 47 bis 48 Milliarden Euro. Dabei sieht Nickl nun allerdings einen Rückenwind durch Währungseffekte von rund 3,5 Milliarden Euro (alt 3 Milliarden), womit sich ein nominaler Umsatz von 50,5 bis 51,5 Milliarden Euro ergeben würde.

Die um Sondereinflüsse bereinigte operative Gewinnmarge (Ebitda-Marge) soll nach wie vor währungsbereinigt etwa 26 bis 27 Prozent erreichen, was absolut in etwa 12,5 Milliarden Euro entspricht. Nominal kalkuliert Nickl nun aber mit einer Wechselkursbelastung von rund 0,7 Prozentpunkten, nach bisher 0,4 Punkten.

Im abgelaufenen dritten Quartal schnitt Bayer indes besser ab, als Analysten es gedacht hatten. Dabei profitierten die Leverkusener neben einem guten Start der Saatsaison in Lateinamerika auch von einem weiter hohen Preis für den Unkrautvernichter Glyphosat. Allerdings wurde das Wachstum der Sparte ausschliesslich durch höhere Verkaufspreise und Rückenwind von Wechselkursen generiert, der Absatz fiel. So retournierten Landwirte in Nordamerika recht viel Maissaat.

Zudem verwies Finanzvorstand Nickl darauf, dass die aussergewöhnlich hohen Glyphosatpreise im dritten Quartal schon einen Rückgang im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022 gesehen hätten. Im Schlussviertel dürften sie weiter sinken.

Im Pharma-Geschäft wuchsen die Erlöse mit dem neuen Krebsmittel Nubeqa stark und auch das etablierte Augenmedikament Eylea schnitt ordentlich ab. Für das Milliardenmedikament hatten sich erst unlängst die Perspektiven verbessert. Im September veröffentlichte Studiendaten machen Hoffnung auf eine Zulassung des Mittels in einer höheren Dosierung bei längeren Pausen zwischen der unangenehmen Spritze ins Auge. Eine Zulassung würde die Wettbewerbsposition deutlich stärken, da der Patentschutz für die aktuelle niedrigere Dosierung bei häufigerer Gabe in wenigen Jahren ausläuft.

Beim anderen Milliardenmedikament, dem Blutgerinnungshemmer Xarelto, fielen die Erlöse. Hier belastet weiterhin Preisdruck in China durch die volumenbasierte Einkaufspolitik des Landes. Diese zwingt viele Unternehmen nach Ablauf des Patentschutzes zu grossen Preisnachlässen, wenn sie überhaupt noch etwas verkaufen wollen. Zudem erschwerten die umfangreichen Corona-Lockdowns in dem Land den Vertrieb.

Insgesamt steigerte Bayer den Umsatz im dritten Quartal um gut 15 Prozent auf 11,3 Milliarden Euro. Aus eigener Kraft - also um Wechselkurseffekte und Portfolioveränderungen bereinigt - betrug das Plus knapp sechs Prozent. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) schnellte um gut 17 Prozent auf 2,45 Milliarden Euro nach oben. Damit schnitten die Leverkusener besser ab, als Analysten es im Durchschnitt erwartet hatten. Unter dem Strich verdiente Bayer 546 Millionen Euro, nachdem es vor einem Jahr wegen Restrukturierungskosten nur 85 Millionen gewesen waren.

Der freie Mittelzufluss fiel im dritten Quartal um elf Prozent auf 1,74 Milliarden Euro, was auch an inflationsbedingt höheren Kosten für Vorräte sowie einer früheren Begleichung ausstehender Rabatte in den USA lag. Für das Gesamtjahr kalkuliert Nickl nun mit einem Free Cashflow von rund drei Milliarden Euro, was eine halbe Milliarde mehr ist als bisher avisiert. Der Grund sind niedrigere Vergleichszahlungen für Rechtsfälle als bislang gedacht. Der Free Cashflow ist insbesondere mit Blick auf die Schuldentilgung und die Dividendenzahlungen wichtig./mis/lew/jha/

(AWP)