Es dürfe jedoch kein Weiter-so in der Energie- und Klimapolitik geben, mahnte Russwurm. Wirtschaft und Energieversorgung müssten krisenfest und widerstandsfähiger werden. Als existenziell wichtig nannte der BDI-Chef deutlich niedrigere Strompreise. Entlastungen müssten für die gesamte Dauer der Krise gelten - mindestens für zwei Jahre, forderte Russwurm. Zudem müssten alle zur Verfügung stehenden Kraftwerke ans Netz, "um durch Angebotserhöhung die horrenden Preise zu dämpfen - also Steinkohle, Braunkohle und auch alle sicher verfügbaren Kernkraftwerke".
Die Investitionen, die Unternehmen, Privathaushalte und Staat für die klimaneutrale Transformation aufbringen müssten, seien schon vor der aktuellen Energiekrise gewaltig gewesen. Unter den veränderten Rahmenbedingungen dürften sie noch höher ausfallen, als es der BDI in einer Studie vor einem Jahr beziffert habe. Diese habe Investitionen im Umfang von 860 Milliarden Euro bis 2045 ergeben, hiess es.
Zum Erreichen der Klimaziele ist aus Sicht des BDI ein deutlich beschleunigter Ausbau erneuerbarer Energien und Netze erforderlich. Russwurm warb hier für eine "Revolution der Planungs- und Genehmigungsverfahren". Auch sei ein schneller Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft im industriellen Massstab einschliesslich des Imports erforderlich. Der BDI spricht sich zudem für sogenannte Klimaschutzverträge für die Industrie aus, um die durch klimaneutrale Lösungen verursachten Betriebskosten abzufedern und Investitionen nicht auszubremsen. Im Verkehrssektor sei ein schnellerer Ausbau von Schiene- sowie Lade- und Tank-Infrastruktur erforderlich, im Gebäudesektor ein langfristiges und verlässliches Förderprogramm./sl/DP/stk
(AWP)