Der deutliche Rückgang der Tarifbindung seit der Jahrtausendwende habe negative Konsequenzen für die Beschäftigten und die Kaufkraft breiter Bevölkerungsschichten, hiess es weiter. Während im Jahr 2000 noch mehr als zwei Drittel der Beschäftigten (68 Prozent) in Deutschland in tarifgebundenen Betrieben beschäftigt gewesen seien, habe dieser Anteil 2021 nur noch bei gut der Hälfte (52 Prozent) gelegen. Die Autoren stellten dabei ein West-Ost-Gefälle fest. So habe der Anteil der tarifgebundenen Arbeitsplätze in Bremen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Hessen zuletzt noch zwischen 59 und 55 Prozent gelegen. "Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Brandenburg und Thüringen kommen hingegen nur noch auf einen Anteil von 41 bis 46 Prozent tarifgebundener Arbeitsplätze."

Bei den Löhnen sei der Rückstand der tariflosen Betriebe besonders in Ostdeutschland sehr ausgeprägt. So verdienten Beschäftigte in tariflosen Betrieben in Brandenburg rund 15 Prozent weniger als jene in vergleichbaren Betrieben mit Tarifvertrag. In Sachsen-Anhalt betrage der Rückstand 14 Prozent. "Um auf ein volles Jahresgehalt ihrer Kolleg/innen mit Tarifvertrag zu kommen, müssen Beschäftigte in tariflosen Betrieben hier also bis in den März des Folgejahres hineinarbeiten."

Bei der Arbeitszeit seien hingegen die Unterschiede in Westdeutschland besonders eklatant. Am grössten sei die Differenz in Baden-Württemberg, wo Vollzeitbeschäftigte in tariflosen Unternehmen regulär fast anderthalb Stunden (87 Minuten) pro Woche zusätzlich arbeiteten. In Bremen seien es 61 Minuten und im Saarland 60 Minuten. "Über das Jahr gesehen entspricht dies mehr als einer zusätzlichen Arbeitswoche."/tob/DP/mis

(AWP)