BI konnte die Erlöse 2022 um mehr als zehn Prozent auf währungsbereinigt 24,1 Milliarden Euro (Vorjahr: 20,6 Mrd.) steigern, wie das Unternehmen am Mittwoch im rheinhessischen Ingelheim mitteilte. Der Konzerngewinn sank von 3,4 Milliarden Euro im Vorjahr auf nunmehr 3,2 Milliarden.
Das familiengeführte Unternehmen mit seinen rund 52 400 Mitarbeitern weltweit - etwa 17 600 davon in Deutschland - schraubte seine Ausgaben für Forschung und Entwicklung im vergangenen Jahr auf rund 5 Milliarden Euro hoch. Das waren 21 Prozent der Umsätze und 22 Prozent mehr als im Jahr davor mit etwa 4,1 Milliarden Euro.
Von diesen 5 Milliarden flossen laut BI rund 2,4 Milliarden Euro nach Deutschland, wo nach Ingelheim das baden-württembergische Biberach der grösste Standort ist. "Wir investieren in Deutschland überproportional", betonte Deutschlandchefin Sabine Nikolaus.
Während das Geschäft mit Humanpharma BI-weit bei den Erlösen um mehr als 13 Prozent auf 18,5 Milliarden Euro zulegte, blieben die Umsätze in der Tiergesundheit mit 4,6 Milliarden in etwa auf dem Niveau des vorangegangenen Jahres. Bei der Tiergesundheit machte sich den Angaben zufolge die Abschwächung der Konjunktur in Nordamerika bemerkbar, ausserdem seien die Umsätze bei Impfstoffen für Schweine in China rückläufig gewesen.
Bei den Pharmaprodukten für Menschen war wieder das Diabetesmittel Jardiance ein Umsatztreiber mit Erlösen von alleine rund 5,8 Milliarden Euro 2022 - währungsbereinigt waren das rund 39 Prozent mehr als im Jahr davor. Jardiance kann seit einiger Zeit unter anderem auch bei der Behandlung von Herzschwäche verwendet werden. In den kommenden drei Jahren rechne BI weiterhin mit einem zweistelligen prozentualen Umsatzwachstum bei Jardiance, sagte Konzernchef von Baumbach.
In den kommenden sieben Jahren erwartet das Unternehmen rund 20 Medikamentenzulassungen in der Humanpharma. Vielversprechende Zukunftsfelder sind von Baumbach zufolge etwa die Onkologie oder auch das Feld psychischer Erkrankungen.
Weniger optimistisch zeigte sich der Konzernchef beim Pharmastandort Europa. "Europa war einmal die Apotheke der Welt", sagte er. Diese Position habe Europa verloren. Und erste Hinweise, wie die neue EU-Arzneimittelstrategie der EU aussehen könnte, liessen vermuten, dass sich dieser Trend nicht umkehren werde.
Auch auf die Bedingungen in Deutschland blickt Boehringer Ingelheim durchaus skeptisch. Die Rahmenbedingungen verschlechterten sich hierzulande, sagte der Biberacher Standortleiter Fridtjof Traulsen. Deutschlandchefin Nikolaus betonte, das Gesetz zur Stabilisierung der Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung gefährde Investitionen. Das Gesetz stabilisieren nicht, sondern stopfe ein Haushaltsloch.
Das Gesetz sieht etwa einen erhöhten Herstellerabschlag insbesondere für patentgeschützte Arzneimittel und eine Verlängerung des Preismoratoriums für Arzneimittel bis Ende 2026 vor. Nikolaus sagte zudem, der Patentschutz dürfe nicht aufgeweicht werden, sonst lohne sich Forschung nicht mehr. Doch genau das werde nun beim EU-Arzneimittelstrategie diskutiert./chs/DP/ngu
(AWP)