Die Transformation sieht Hartung als Chance an - die das Unternehmen in den kommenden Jahren nutzen will. Zum Beispiel bei der Entwicklung von Automobil-Software. Das Marktvolumen in diesem Bereich werde 2030 voraussichtlich 200 Milliarden Euro erreichen, so Hartung. Getrieben werde diese Entwicklung vom Trend zu software-definierten Fahrzeugen - also Autos, die über mehr elektrische Steuereinheiten und Sensoren verfügen und somit durch Software gesteuert werden.

Hartung sieht Bosch in diesem Markt gut aufgestellt - und rechnet damit, dass er eine Stütze für künftiges Wachstum sein wird. Eine Schlüsselkompetenz sei, dass man Software und Hardware unter einem Dach produziere. Durch einen organisatorischen Umbau der Zuliefersparte soll dies noch verstärkt werden, sagte Hartung. Mehr als die Hälfte der rund 85 500 Mitarbeiter im Bereich Forschung und Entwicklung waren Ende 2022 Software-Entwickler. Insgesamt hatte das Unternehmen 421 338 Mitarbeiter - 18 724 mehr als ein Jahr zuvor.

Zahlreiche dieser Arbeitsplätze hängen aber noch vom Geschäft mit dem Verbrenner ab. Für sie ist die Wende zur E-Mobilität mit Bedenken verbunden. Erst im Februar hatte es wegen eines geplanten Werks in Tschechien an mehreren deutschen Standorten Betriebsversammlungen gegeben. Diese Sorgen sehe man, sagte Hartung. Deshalb wolle man in allen Märkten wachsen - auch in Deutschland. Zudem gebe es aktuell Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern zu diesem Thema.

Weiteres Wachstumspotenzial sah Bosch auch in anderen Bereichen. Zum einen will der Konzern von der Wärmewende profitieren - und steckt daher - wie bekannt - bis 2030 mehr als eine Milliarde Euro in die Entwicklung und Produktion von Wärmepumpen. Ausserdem soll das Geschäft mit Halbleitern ausgeweitet werden. Dafür plant Bosch, Teile des US-Chiphersteller TSI Semiconductors zu übernehmen.

Bei der Bilanzvorlage am Donnerstag bestätigte Bosch weitgehend die bereits bekannten Zahlen für das Geschäftsjahr 2022. Der Umsatz stieg um 12 Prozent auf 88,2 Milliarden Euro und das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern wuchs auf 3,8 Milliarden Euro (2021: 3,2).

Trotz der Zuwächse im laufenden Geschäft sank der Jahresüberschuss deutlich. Unterm Strich blieben rund 1,8 Milliarden Euro, nach 2,5 Milliarden Euro 2021. Die Gründe waren unter anderem ein deutlich negatives Finanzergebnis wegen höherer Zinsen und schlechter bewerteter Investments sowie eine höhere Steuerbelastung. Zudem investierte Bosch mehr in Forschung und Entwicklung./jwe/DP/jha

(AWP)