Unternehmenschef Nikolai Setzer bezeichnete das Ergebnis der ersten drei Monate als solide und im Rahmen der eigenen Erwartungen. Im Jahresverlauf rechnet er mit einer weiteren Ergebnisverbesserung, insbesondere aufgrund steigender Produktionszahlen von Autos und leichten Nutzfahrzeugen sowie inflationsbedingter Preisanpassungen und Kostendisziplin. "Infolge der Inflation werden das Unternehmen im Gesamtjahr voraussichtlich zusätzliche Kosten in Höhe von rund 1,7 Milliarden Euro für Material, Löhne und Gehälter sowie Energie und Logistik belasten." Der Konzern bestätigte damit frühere Aussagen.

Continental bekräftige zudem die Prognosen wichtiger Kennziffern. Den bestätigten Zielen zufolge geht das Unternehmen in diesem Jahr von einem Umsatzanstieg auf 42 bis 45 Milliarden Euro aus - allerdings zu konstanten Wechselkursen. Im Vorjahr belief sich der Erlös auf 39,4 Milliarden Euro. Im ersten Quartal legte der Erlös um elf Prozent auf 10,3 Milliarden Euro zu.

Die Geschäfte sollen bei einer um Sondereffekte bereinigten operativen Marge (Ebit) zwischen 5,5 und 6,5 Prozent zudem wieder profitabler ausfallen als im Vorjahr mit 5 Prozent. Haupttreiber soll die Erholung der Autozulieferung sein, die im Vorjahr leicht rote Zahlen eingefahren hatte.

Auf Jahressicht sollen dem Konzern auch wieder Barmittel zufliessen, nachdem im ersten Quartal die Auszahlungen die Einzahlungen noch deutlich übertroffen haben. Der um Sondereffekte bereinigte Barmittelfluss (Free Cashflow) sei von minus 174 Millionen Euro im Vorjahresquartal auf minus 949 Millionen Euro gestiegen. Experten hatten mit einem besseren Wert gerechnet.

"Der negative Free Cashflow hat im Wesentlichen zwei Ursachen: eine erhöhte Vorratshaltung zur Aufrechterhaltung unserer Lieferketten sowie einen hohen Forderungsbestand. Beides planen wir im Laufe des Jahres zu verringern", sagte Finanzvorständin Katja Dürrfeld. 2023 rechnet sie aber mit bereinigte Zuflüssen zwischen 0,8 und 1,2 Milliarden Euro.

An der Börse kamen die Zahlen und die bestätigte Prognose gut an. Der Kurs des Continental-Papiers kletterte am Vormittag um bis zu fünf Prozent auf 67,38 Euro. Das Niveau konnte die Aktie zwar nicht ganz halten. Mit einem Plus von rund dreieinhalb Prozent lag das Papier am Mittwochmittag aber immer noch im Spitzenfeld des deutschen Leitindex.

Mit dem Anstieg nach den Quartalszahlen konnte sich das Papier weiter etwas vom jüngsten Rückschlag nach dem im März erreichten Zwischenhoch von etwas mehr als 79 Euro erholen. Experten stuften die Zahlen überwiegend als positiv ein. Goldman-Sachs-Experte Philipp Konig lobte vor allem die Widerstandsfähigkeit der Margen im Automobilbereich, die von Preiserhöhungen gestützt worden sei.

Von einstigen Höhen ist das Papier aber auch nach dem Kursplus vom Mittwoch meilenweit entfernt. Die Continental-Anteile zählen in den vergangenen Jahren unter anderem wegen der Unsicherheiten in der Branche infolge des Wandels zur Elektromobilität zu den grössten Verlierern unter den deutschen Standardwerten. Seit dem Rekordhoch von knapp 230 Euro Anfang 2018 sackte der Kurs um mehr als 70 Prozent ab. Mehr hat in diesem Zeitraum kein Dax-Titel verloren - und auch im Branchenindex Stoxx 600 Auto & Parts gehört die Conti-Aktie damit zu den grössten Verlierern.

Der Börsenwert liegt inzwischen bei gerade mal noch bei knapp 13 Milliarden Euro. Das reicht nur noch zu einem Platz im Dax-Keller. Anfang 2018 hatte Conti mit rund 45 Milliarden Euro noch im oberen Mittelfeld gelegen. Grösster Aktionär des Unternehmens ist Georg Schaeffler, der nach Bloomberg-Daten über seine IHO Holding und die Schaeffler Verwaltungs GmbH, 46 Prozent der Anteile hält. Schaeffler kontrolliert auch den gleichnamigen Auto- und Industriezulieferer und hält Anteile an der Continental-Abspaltung Vitesco ./zb/lew/stk

(AWP)