Die Vermögensabflüsse in den ersten drei Monaten des Jahres beliefen sich auf 61,2 Milliarden Franken, wie dem am Montag publizierten Quartalsbericht der Grossbank zu entnehmen ist. Wie die CS weiter schreibt, hätten sich die Kundeneinlagen der Bank um 67 Milliarden Franken verringert. Zusammenzählen lassen sich die beiden Zahlen allerdings nicht, da es gewisse Überschneidungen gibt, wie eine Sprecherin der Bank gegenüber AWP erklärte.

Grosse Geldabflüsse verzeichnete die Credit Suisse insbesondere in der zweiten Märzhälfte. Damals hatte sich die Situation im Umfeld der US-Bankenkrise und nach negativ aufgenommenen Aussagen des saudischen Grossaktionärs Saudi National Bank zugespitzt.

Tiefere Kundenvermögen

Mit den Abflüssen im ersten Quartal sind auch die Kundenvermögen der Grossbank weiter zurückgegangen. Per Ende März 2023 weist die Credit Suisse noch verwaltete Vermögen (Assets under Management AuM) in Höhe von 1,25 Billionen Franken aus nach 1,29 Billionen per Ende 2022. Nach der Bekanntgabe des Zusammenschlusses hätten sich die Abflüsse auf einem "deutlich niedrigeren Niveau" stabilisiert, eine Trendumkehr sei jedoch bis am 24. April nicht beobachtet worden.

Die heftigsten Abflüsse verzeichnete die Bank in der Vermögensverwaltung (Wealth Management), wo netto rund 9 Prozent der Mittel abgezogen wurden. In der Schweizer Bank beliefen sich die Abflüsse auf 1 Prozent und im Geschäft mit institutionellen Kunden (Asset Management) auf 3 Prozent.

Quartalsgewinn dank Abschreibung von AT1-Anleihen

Die Finanzergebnisse der zweitgrössten Schweizer Bank für die ersten drei Monate des Jahres stehen im Zeichen der Rettungsmassnahmen des Bundes: Wegen der von den Behörden verfügten Abschreibung der AT1-Obligationen auf Null weist die Grossbank unter dem Strich für die ersten drei Monate nun einen Reingewinn von 12,4 Milliarden Franken aus.

Zudem konnte die CS von einem Gewinn von 0,7 Milliarden Franken aus der Veräusserung des Geschäfts mit verbrieften Produkten (Securitized Products Group (SPG) profitieren. Dem standen allerdings eine Goodwill-Wertberichtigung in Höhe von 1,3 Milliarden Franken gegenüber, die "nahezu vollständig" im Wealth Management (WM) erfasst wurden wie auch ein Restrukturierungsaufwand von 0,3 Milliarden.

Auch die Erträge der Grossbank stehen unter dem Zeichen der Abschreibung der AT1-Anleihen: Die CS weist vor allemn dank der milliardenschweren Transaktionen einen mehr als vervierfachten Nettoertrag von 18,5 Milliarden Franken aus. Den Vorsteuergewinn beziffert die CS mit 12,8 Milliarden Franken. Auf Basis von bereinigten Zahlen resultierte für die ersten drei Monate dagegen ein Vorsteuerverlust der angeschlagenen Grossbank von 1,3 Milliarden Franken bei einem Nettoertrag von noch 2,7 Milliarden.

Massive Liquiditätshilfen

Wegen der massiven Abzüge hatte die CS von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) sehr hohe Liquiditätshilfen erhalten, die - wie bekannt - zum Teil durch die Schweizer Regierung gestützt wurden. Per Ende März lag die Kreditaufnahme bei 108 Milliarden Franken, nachdem im Verlauf des Quartals 60 Milliarden zurückgezahlt wurden. Bis zum 24. April seien weitere 10 Milliarden zurückgezahlt worden.

Dank der Hilfen betrug die durchschnittliche Mindestliquiditätsquote (Liquidity Coverage Ratio, LCR) der Gruppe zum Ende des Quartals hohe 178 Prozent. Per Ende 2022 hatte die durchschnittliche LCR noch bei 144 Prozent gelegen.

Weitere Verluste erwartet

Angesichts des angekündigten Zusammenschlusses mit der UBS und dem weiteren Ausstieg aus Geschäften erwartet die CS für das zweite Quartal und für das Gesamtjahr einen "erheblichen Vorsteuerverlust". Dies hänge allerdings unter anderem vom weiteren Verlauf der Mittelflüsse wie auch dem Ausstieg aus den "nicht zum Kerngeschäft gehörenden Divisionen" oder auch von den Auswirkungen der Fluktuation der Mitarbeitenden ab. Die Credit Suisse treffe aber "proaktive Massnahmen" um ihr Kundengeschäft zu schützen und die Risiken zu steuern.

Es dürfte sich um den letzten Quartalsbericht der Credit Suisse als eigenständige Bank handeln. Allerdings hat die UBS seit der Ankündigung noch keinerlei konkrete Angaben zur Übernahme gemacht, auch das geplante Datum der geplanten Integration hat sie noch nicht offengelegt. Möglicherweise wird die UBS weitere Einzelheiten am Dienstag mit der Bekanntgabe der eigenen Quartalszahlen liefern.

tp/gab

(AWP)