Die US-Börsenaufsicht habe die Grossbank erst am Mittwochabend kontaktiert, teilte die Credit Suisse am Donnerstagmorgen mit. Dabei sei es um die "technische Bewertung" von nachträglichen Anpassungen in den Jahresrechnungen der Jahre 2019 und 2020 sowie um damit verbundenen Kontrollprozesse gegangen.
Kein neues Datum genannt
Das CS-Management habe in der Folge entschieden, die für Donnerstag vorgesehen Veröffentlichung des Geschäftsberichtsfür eine "kurze Zeit" zu verschieben. Man wolle die eingegangenen Anmerkungen der SEC zunächst besser verstehen. Ein neues Datum für die Publikation des Berichts nannte die Grossbank nicht.
Die Finanzergebnisse für das Jahr 2022, die die CS am 9. Februar veröffentlicht hatte, seien von den SEC-Kommentaren nicht betroffen, versicherte die Grossbank. Neben der SEC seien zudem keine weiteren Aufsichtsbehörden in die Verschiebung involviert, war im Umfeld der Bank zu erfahren. Auch die für den 4. April geplante Durchführung der Generalversammlung sei nicht in Frage gestellt, hiess es.
Relativ kleine Summen
Der SEC geht es laut den CS-Angaben um nachträgliche Anpassungen in den konsolidierten Cash Flow-Rechnungen der Jahre 2019 und 2020, die bereits in dem vor Jahresfrist publizierten Geschäftsbericht 2021 aufgeführt waren. Die Anpassungen waren damals mit Problemen in der Rechnungslegung begründet worden, die im Zusammenhang mit der Verrechnung von Wertschriften-Leihgeschäften auftraten.
Die Probleme seien aber für die Jahresrechnungen "weder einzeln noch in ihrer Gesamtheit" wesentlich, hiess es noch im Geschäftsbericht 2021. Auch Finanzanalysten hielten am Donnerstag fest, dass die von der SEC angesprochenen Punkte offenbar lediglich "relativ kleine Summen" beträfen. Zudem seien diese bereits offengelegt worden.
Dennoch sei es negativ zu bewerten, wenn die US-Börsenaufsicht Nachfragen zur Rechnungslegung stelle, hiess es etwa in einem Kommentar der kanadischen Grossbank RBC. Das gelte umso mehr, als die SEC offenbar dabei auch die internen Kontrollprozesse der Grossbank in den Fokus genommen habe.
Weitere Negativschlagzeile
Die Credit Suisse kommt damit auch weiterhin nicht aus den negativen Schlagzeilen. Die schwer angeschlagene Bankengruppe hatte das Jahr 2022 mit einem Jahresverlust von 7,3 Milliarden Franken abgeschlossen und damit ihr schlimmstes Jahr seit der Finanzkrise 2008 erlebt. Sie kämpft ausserdem mit massiven Geldabflüssen: Im vergangenen Jahr zogen Kunden Vermögen in Höhe von rund 123 Milliarden Franken ab, den grossen Teil davon im Schlussquartal.
Am Montag war bereits bekannt geworden, dass der langjährige Grossaktionär Harris Associates das Handtuch geworfen und sämtliche Anteile an der Grossbank verkauft hat. Harris-Investmentchef David Herro hatte die Gelegenheit auch genutzt, um in der "Financial Times" die Zukunft des CS-Geschäftsmodells in Frage zu stellen und das Vorgehen des CS-Managements bei der Restrukturierung der Grossbank zu kritisieren.
Die Börse reagierte am Donnerstag entsprechend deutlich negativ. Bis am Mittag sackten die CS-Aktien um 5,9 Prozent auf 2,516 Franken ab, womit sie nur noch knapp über dem vergangene Woche erreichten Allzeittief von 2,497 Franken notierten.
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(AWP)