Der Vorsteuergewinn wuchs im vergangenen Jahr um 65 Prozent auf rund 5,6 Milliarden Euro, wie die Deutsche Bank in Frankfurt mitteilte. Der Überschuss hat sich zum Vorjahr auf rund 5,7 Milliarden Euro mehr als verdoppelt. Nach Abzug von Zinszahlungen an Inhaber nachrangiger Anleihen bleibt für die Aktionäre etwas mehr als 5,0 Milliarden Euro Gewinn nach 1,9 Milliarden Euro ein Jahr zuvor. Die Bank profitierte auch von einer einmaligen Steuergutschrift in Höhe von 1,4 Milliarden Euro.
In den Zeiten vor der Finanzkrise 2008/2009 waren Milliardengewinne nichts Besonderes. In ihrem Rekordjahr 2007 erzielte die Deutsche Bank einen Vorsteuergewinn von mehr als 8,7 Milliarden Euro und rund 6,5 Milliarden Euro Überschuss. Doch Deutschlands grösstes Geldhaus musste die Bilanz nach der grossen Krise kräftig aufräumen und machte bis einschliesslich 2019 fünf Jahre in Folge Verluste.
Im Sommer 2019 leitete der gut ein Jahr zuvor auf den Chefposten beförderte Sewing eine grundlegende Neuaufstellung des Konzerns ein: Das Investmentbanking wurde gestutzt, der weltweite Aktienhandel beendet, die Integration der Postbank ins Privatkundengeschäft vorangetrieben. 2020 schloss die Deutsche Bank erstmals wieder ein Jahr unter dem Strich mit Gewinn ab.
"Die Transformation der Deutschen Bank in den vergangenen dreieinhalb Jahren war ein Erfolg", bilanzierte Sewing am Donnerstag. "Indem wir uns auf unsere Stärken konzentriert haben, sind wir deutlich profitabler, diversifizierter und effizienter geworden."
Im vergangenen Jahr lief es für die Deutsche Bank vor allem im Geschäft mit Privatkunden und Unternehmen gut. Die Unternehmensbank konnte ihren Vorsteuergewinn auf 2,1 Milliarden Euro mehr als verdoppeln. Die Privatkundenbank verdiente sie mit 2 Milliarden Euro sogar mehr als fünfmal so viel wie ein Jahr zuvor. Damit warfen die beiden Segmente zusammen mehr ab als die Investmentbank, von deren Erfolg die Deutsche Bank lange Zeit abhängig gewesen war.
2022 ging der Gewinn der Investmentbank um sechs Prozent auf 3,5 Milliarden Euro zurück. Auch die Vermögensverwaltung warf weniger ab: Der Vorsteuergewinn der hauseigenen Fondsgesellschaft DWS brach um 27 Prozent auf 598 Millionen Euro ein.
Wie bei anderen Instituten auch half die Zinswende dem Geschäft auf die Sprünge. Im vierten Quartal hat sich der Vorsteuergewinn der Deutschen Bank binnen Jahresfrist mehr als verneunfacht: auf 775 Millionen Euro. Unter dem Strich standen für den Zeitraum Oktober bis einschliesslich Dezember 1,8 Milliarden Euro in den Büchern nach 145 Millionen Euro ein Jahr zuvor.
Nachdem die Deutsche Bank ihre Erträge - also die gesamten Einnahmen - im vergangenen Jahr auch dank der gestiegenen Zinsen um sieben Prozent auf 27,2 Milliarden Euro gesteigert hatte, geht Finanzvorstand James von Moltke für dieses Jahr von einem weiteren Anstieg auf 28 Milliarden bis 29 Milliarden Euro aus.
Unterdessen fürchtet der Vorstand 2023 kaum mehr Kreditausfälle als im vergangenen Jahr - trotz der schwierigen Wirtschaftslage infolge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine und der hohen Inflation. Die Risikovorsorge für gefährdete Darlehen werde im laufenden Jahr aus heutiger Sicht eher 0,25 Prozent als 0,30 Prozent des Kreditvolumens erreichen, erklärte von Moltke. Im vergangenen Jahr hatte die Deutsche Bank gut 1,2 Milliarden Euro in die Risikovorsorge gesteckt und damit mehr als doppelt so viel wie 2021.
Selbst das von Analysten lange angezweifelte Renditeziel für das Gesamtjahr 2022 übertraf die Bank: Die Nachsteuerrendite auf das materielle Eigenkapital erreichte 9,4 Prozent, angestrebt waren acht Prozent. Für 2025 bekräftigte der Vorstand das Ziel, mehr als zehn Prozent Rendite zu erreichen. 2021 waren es 3,8 Prozent.
Die Aktionäre des Dax-Konzerns sollen an den guten Zahlen teilhaben: Nach 20 Cent Dividende je Aktie für das Geschäftsjahr 2021 soll es für das abgelaufene Jahr 30 Cent geben./ben/stw/DP/stk
(AWP)