Eine am Freitag veröffentlichte Studie über Berufslaufbahnen von Fachfrauen und Fachmännern Gesundheit (FaGe) ermöglicht es erstmals, schweizweit die Berufs- und Bildungsverläufe von FaGe bis fünf Jahre nach ihrem Lehrabschluss im Jahr 2011 darzustellen.

Fünf Jahre nach dem Lehrabschluss befanden sich demnach noch 80% der ausgebildeten FaGe im Gesundheitswesen, darunter 54% auf der tertiären Bildungsstufe Gesundheit. 26% arbeiteten noch im erlernten Beruf, 20% hatten das Gesundheitswesen bereits verlassen.

Mit 54% liege der Anteil der Übertritte in einen tertiären Gesundheitsberuf noch etwas zu tief. Gemäss den jüngsten Empfehlungen seien für den künftig erforderlichen Personalbestand 60% nötig.

Hinzu komme, dass die anvisierte Verbleibequote im Berufs FaGe von 40% bei den befragten Absolventinnen und Absolventen nur zu zwei Dritteln erreicht worden sei. Solange es nicht gelinge, zusätzliche Fachkräfte über andere Zugangswege in das Gesundheitswesen zu rekrutieren, müsste die Ausstiegsrate von 20% deutlich gesenkt werden, heisst es weiter.

Gemäss aktuellen Prognosen steigt der Personalbedarf in den Gesundheitsberufen weiter an. Bis zum Jahr 2025 muss der Personalbestand in den Gesundheitsberufen um 20 bis 30% auf rund 220'000 Beschäftigte erhöht werden. Dies, weil durch die Überalterung der Gesellschaft immer mehr pflegerische Leistungen in Anspruch genommen werden.

ATTRAKTIVITÄT MUSS GESTEIGERT WERDEN

Einerseits müsse es attraktiver werden, um langfristig im Beruf FaGe zu arbeiten, fordern die Verantwortlichen gestützt auf die Studie. Anderseits müsse sichergestellt werden, dass die ebenso wichtige Höherqualifizierung an den höheren Fachschulen und Fachhochschulen Gesundheit nicht unattraktiv werde.

Verantwortliche der Berufsbildung und der Betriebe werden deshalb angehalten, attraktive, bedarfsgerechte und klare Berufsprofile sowohl für erwerbstätige FaGe als auch für tertiär qualifiziertes Pflegefachpersonal zu schaffen.

Die berufliche Mobilität innerhalb der Branche müsse gefördert werden, indem Wechsel zwischen den Arbeitsbereichen erleichtert würden. Zudem müssten flexible Weiterbildungsmöglichkeiten und Arbeitszeitmodelle geschaffen werden, um die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben zu erleichtern.

Gerade Menschen mit einem überdurchschnittlichen schulischen Leistungsausweis seien nicht mehr im Gesundheitswesen tätig gewesen. Möglicherweise sei ihnen das Hochschulangebot der Gesundheitsberufe nicht bekannt oder nicht attraktiv genug gewesen.

Zudem würden zunehmend Ausstiege wegen Familienphasen auftreten. Massnahmen, um den Wiedereinstieg nach einer Familienpause zu fördern, seien daher schon wenige Jahre nach Lehrabschluss sinnvoll und nötig. Vor allem aber müssten qualifizierte Mitarbeitende, auch nachdem sie eine Familie gegründet hätten, dem Gesundheitswesen erhalten bleiben.

BESSERE WORK-LIFE-BALANCE NÖTIG

Massnahmen zum Personalerhalt sollten vor allem da ansetzen, wo es darum gehe, Arbeitsaufgaben zu gestalten und die Work-Life-Balance zu verbessern. Individuelle Arbeitspensen könnten zudem helfen, um Überforderung und Überlastung zu vermeiden und die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben zu erhöhen.

Der neue Lehrabschluss Fachfrau und Fachmann Gesundheit (FaGe) auf Sekundarstufe II existiert seit 2004. Der Beruf belegt bereits Platz drei der meist gewählten Berufslehren. Mit 4091 Lehrabschlüssen mache er gemäss Angaben des Bundesamtes für Statistik von diesem Jahr sieben Prozent aller verliehenen eidgenössischen Fähigkeitszeugnisse aus.

Die Studie ist vom Eidgenössischen Hochschulinstitut für Berufsbildung (EHB) im Auftrag der Nationalen Dachorganisation der Arbeitswelt Gesundheit (OdASanté) durchgeführt worden. An der Laufbahnstudie FaGe beteiligten sich in einer ersten Befragung nahezu sämtliche 2289 Lernende des Abschussjahrgangs 2011. An den folgenden beiden Erhebungen nahm jeweils etwa die Hälfte teil.

(AWP)