Vor dem Tor 11, zwischen dem Einkaufszentrum Mall of Switzerland in Ebikon und dem Bahngeleis, steht "Loxo Alpha" bereit. Dort, wo gewöhnlich die grossen Migros-Lastwagen für die Waren-Anlieferung parkiert sind. Zahlreiche Medienschaffende sind da und wollen live miterleben, wie das Gefährt seine erste offizielle Fahrt zum 500 Meter entfernten Firmencampus von Schindler ohne Chauffeur meistert.

Die Idee dieses führerlosen Lieferservices sei vor fünf Jahren im Rahmen der Forschung über autonomes Fahren an der Universität Freiburg entstanden, sagte Lara Amini, Mitbegründerin des Startups Loxo.

Das Startup gelangte mit seiner Idee an Migros und Schindler. Für beide Unternehmen war sofort klar, dass sie sich an einem solchen Pilotprojekt beteiligen wollen, wie sie beteuern. "Wir sind sehr daran interessiert, vertikale Mobilität mit innovativen selbstfahrenden Transportoptionen zu verknüpfen", sagte Christian Studer, Head New Technologies von Schindler. Laut den drei Unternehmen ist es das erst Mal, dass ein solcher selbständiger Lieferdienst auf Schweizer Strassen verkehrt.

Sechsmonatige Testphase

Die Testphase dauert sechs Monate. Danach wird das Projekt mit dem Namen "Migronomous" ausgewertet. Noch wird das führerlose Fahrzeug während seiner Fahrt überwacht, um eingreifen zu können, wenn es brenzlig wird. Ziel sei es aber, das Fahrzeug schrittweise in die Selbständigkeit zu führen, bis es in der letzten Phase vollständig automatisiert unterwegs sein könne, sagte Amini.

Konkret können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Schindler online Produkte der Migros-Filiale in der Mall of Switzerland in Ebikon bestellen. Migros-Mitarbeitende stellen die Einkäufe zusammen und beladen das Fahrzeug. Darin gibt es Platz für insgesamt 64 Einkaufstaschen. Einmal pro Tag fährt "Loxo Alpha" dann die 500 Meter hinüber zur Schindler-Sitz.

Die Strasse führt entlang des Bahngleises und ist relativ wenig befahren. Dennoch gibt es einige Herausforderungen wie Fussgängerstreifen, Bremsschwelle, einbiegende Strassen, die das führerlose Gefährt zu meistern hat. Und die es an diesem Mittwochmorgen übrigens auch bravourös meistert.

Vor dem Schindler-Gebäude können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schliesslich ihre bestellten Produkte mit einem Code abholen.

Onlinebestellungen sind gefragt

Die Wachstumskurve bei Onlinebestellungen zeigt laut der Migros seit Jahren nach oben. Das Projekt könne eine wertvolle Rolle im Bereich der On-Demand-Lieferung einnehmen. "Wir können uns durchaus vorstellen, dass der selbstfahrende Lieferdienst zukünftig eine Ergänzung zu unserer bestehenden Transport-Flotte darstellen könnte", wird Rainer Deutschmann, Leiter Direktion Sicherheit und Verkehr beim Migros-Genossenschafts-Bund, in einer Medienmitteilung zitiert.

"Loxo Alpha" könnte mit maximal 30 km/h fahren. An diesem Mittwochmorgen ist er im Schritttempo unterwegs, damit ihm die Medienschaffende mit Kamera, Fotoapparat und Mikrofon folgen können. Wie teuer das selbstfahrende Gefährt ist, wollte Mitbegründerin Amini nicht verraten. Sie lacht und sagt: "Auf jeden Fall noch etwas teurer, als ein normales Lieferfahrzeug."

In Zwischenzeit ist "Loxo Alpha" an seinem Ziel angelangt. Drei Schindler-Mitarbeiterinnen nehmen Stocki, Guetzli und Weiteres in Empfang.

(AWP)