Die beiden Gesellschaften waren im September 2020 wegen "missbräuchlicher Praktiken" zu der Busse verdonnert worden. Konkret wurde ihnen vorgeworfen, den Verkauf des Medikaments Lucentis zur Behandlung der Augenkrankheit "altersbedingte Makula-Degeneration" auf Kosten des dreissigmal billigeren Mittels Avastin gefördert zu haben.

Novartis war beschuldigt worden, von 2008 bis 2013 eine Kommunikationskampagne durchgeführt zu haben, um die Verwendung von Avastin in der Augenheilkunde in Verruf zu bringen. Dem Konzern wurde daher mit 385 Millionen Euro die höchste Strafe aufgebrummt worden. Roche und die US-Tochter Genentech wurden mit 59 Millionen Euro gebüsst.

In einer ersten Reaktion zeigt sich Novartis "erfreut" über die Entscheidung. Man habe Vorwürfe von Anfang an vehement bestritten und sei der festen Überzeugung, dass das Unternehmen zu jeder Zeit angemessen und im Einklang mit dem Wettbewerbsrecht und den Interessen der Patienten gehandelt habe, heisst es in einem Statement an AWP.

Berufungsgericht kommt zu anderem Schluss

Denn im Gegensatz zur Wettbewerbsbehörde war das Pariser Berufungsgericht der Ansicht, dass Avastin ab 2011 und dem Beginn einer neuen Gesetzgebung für die Behandlung von AMD als nicht mehr auf dem Markt befindlich betrachtet werden sollte.

Die Justiz folgerte daraus, dass "kein Verdrängungsverhalten" in einem Zeitraum vorgeworfen werden könne, in dem Avastin und Lucentis "nicht gültig miteinander konkurrieren konnten".

Des Weiteren befanden die Richter, dass die Kommunikation von Novartis im untersuchten Zeitraums "massvoll im Ton" und nicht herabsetzend gewesen sei. Sie befand ferner, dass die Kommunikation der beiden Konzerne "nicht alarmistisch oder gar irreführend" gewesen sei.

Schliesslich war sie der Ansicht, dass das Blockadeverhalten von Roche, die sich geweigert hatte, von den Gesundheitsbehörden angeforderte Avastin-Proben für den Start einer wissenschaftlichen Studie zur Verfügung zu stellen, keine wettbewerbswidrigen Auswirkungen haben konnte.

ra/hr

(AWP)