Mit einer Dekonsolidierung würde Fresenius die Kontrolle bei Fresenius Medical Care aufgeben und müsste die Zahlen der Dialysetochter auch nicht mehr in die eigene Bilanz aufnehmen. Die im Dax notierte Fresenius-Aktie war nach der Veröffentlichung des "Wirtschaftswoche"-Artikels kräftig gestiegen und ging mit einem Anstieg von vier Prozent als zweitstärkster Dax-Titel aus dem Handel. An vorletzter Stelle im Index verzeichnete dagegen die FMC-Aktie ein Minus von drei Prozent.
Fresenius selbst ist wie FMC als eine Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) organisiert. Dies ist eine Mischform zwischen Aktien- und Kommanditgesellschaft. Die KGaA hat einen persönlich haftenden Gesellschafter, wodurch sie sich von der AG unterscheidet. Der persönlich haftende Gesellschafter heisst Komplementär - bei Fresenius ist das die Else Kröner-Fresenius-Stiftung. Diese teilte Fresenius dem Unternehmen zufolge mit, dass sie die Pläne für eine Dekonsolidierung der FMC im Wege eines Formwechsels in eine Aktiengesellschaft zustimmend zur Kenntnis genommen habe.
Die Prüfung der Massnahmen ist aber noch nicht abgeschlossen und die notwendigen Entscheidungen der zuständigen Gremien im Konzern stehen noch aus, wie Fresenius mitteilte. Fresenius besitzt zwar nur einen Kapitalanteil von knapp einem Drittel an Fresenius Medical Care. Da Fresenius bei FMC aber wiederum die Komplementärin bei FMC ist, wird das Unternehmen voll bei Fresenius konsolidiert - ihre Resultate fliessen also komplett in die Bilanz des Bad Homburger Unternehmens ein.
Zuletzt kriselte es besonders bei FMC, dem Unternehmen machen ein Mangel an Pflegekräften in den USA, Lieferkettenprobleme sowie steigende Löhne und Materialkosten zu schaffen. Zudem starben viele Dialysepatienten an Corona. FMC und Fresenius hatten zuletzt im Oktober abermals die Jahresziele gesenkt. Sen, der kurz zuvor seinen glücklosen Vorgänger Stephan Sturm an der Fresenius-Spitze abgelöst hatte, kündigte daraufhin eine umfassende Überprüfung der Konzernstrukturen an.
Alle Aktivitäten sollten auf den Prüfstand kommen. Ergebnisse werden zur Bilanzpräsentation am 22. Februar erwartet. Sen dürfte zudem die Trennung vom Krankenhausdienstleister Vamed forcieren, schreibt die "Wirtschaftswoche" unterdessen unter Berufung auf Unternehmens- und Finanzkreise weiter. Allerdings stehe Vamed schon seit über einem Jahr zum Verkauf. FMC und Vamed sind zwei der vier Säulen des Fresenius-Konzerns. Die anderen beiden sind die Klinikgruppe Helios und die Tochter Kabi, die lebensnotwendige Medikamente, Medizinprodukte und Dienstleistungen für kritisch und chronisch Kranke anbietet./zb/tav/he
(AWP)