Im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine wurden die Gaslieferungen aus Russland, die vor dem Krieg 55 Prozent des deutschen Verbrauchs deckten, gestoppt. Kanzler Olaf Scholz hat mehrfach erklärt, dass die Gasversorgung für diesen Winter trotzdem sicher sei. Vor wenigen Tagen sagte der SPD-Politiker das in einem Interview der "Süddeutschen Zeitung" erstmals auch für den Winter 2023/24 - allerdings mit der Einschränkung: "wenn nichts Unvorhergesehenes passiert".

Das Vertrauen in diese Vorhersage ist aber selbst bei den Wählern der Koalitionsparteien nicht besonders gross. Von den SPD-Anhängern rechnen 58 Prozent mit einer Gasknappheit in diesem oder im nächsten Winter. Von den Wählern der Grünen sind es 56 Prozent und von denen der FDP 57 Prozent. Am skeptischsten blicken AfD-Anhänger auf die Gasversorgung. Von ihnen rechnen 69 Prozent mit einer Knappheit. Von den Wählern der Union sind es 57 Prozent und im Lager der Linken 59 Prozent.

Eine wichtige Rolle spielen bei der Gasversorgung im Winter die Speicher. Sie werden normalerweise bis zum Beginn der Heizperiode gefüllt und in den Wintermonaten angezapft. Zuletzt stieg der Füllstand der deutschen Speicher insgesamt um 0,37 Punkte auf 87,84 Prozent des Maximalwertes, wie am Montag aus Daten des europäischen Speicherverbandes GIE hervorging. Hintergrund ist das mildere Wetter. Mitte des Monats, als es in weiten Teilen Deutschlands Dauerfrost gab, sank der Füllstand um teils einen Prozentpunkt am Tag. Eine weitere Kältewelle ist vorerst nicht in Sicht.

Bundesregierung und Netzagentur appellieren immer wieder an Verbraucher und Wirtschaft, sparsam mit Gas umzugehen, damit der Brennstoff nicht rationiert werden muss. Netzagentur-Chef Klaus Müller twitterte an Heiligabend, dank gut gefüllter Speicher, der Einsparanstrengungen ("1000 Dank dafür") und zusätzlicher Gasimporte könne man zuversichtlich in die Festtage gehen./mfi/DP/he

(AWP)