An der Börse wurden die Nachrichten am Morgen mit Kursverlusten quittiert. Kurz nach Handelsstart verlor die Allianz-Aktie rund anderthalb Prozent auf 208,40 Euro und gehörte zu den Schlusslichtern im Dax. Damit wurde das Papier nur noch knapp vier Prozent teurer gehandelt als zum Jahreswechsel.

Branchenexperte Kamran Hossain von der US-Bank JPMorgan nannte die Zahlen des Konzerns solide und lobte vor allem die Kapitalstärke des Konzerns. Jefferies-Analyst Philip Kett fand jedoch die Schaden-Kosten-Quote im Schaden- und Unfallgeschäft zu hoch. Hätte der Versicherer nicht von geringen Grossschäden profitiert, hätte die Quote die Erwartungen aus Ketts Sicht verfehlt.

Unter dem Strich entfiel auf die Allianz-Aktionäre im ersten Quartal ein Gewinn von 2 Milliarden Euro und damit gut viermal so viel wie im Vorjahreszeitraum. Damals hatte ein Anlageskandal der Fondstochter Allianz Global Investors (AGI) in den USA die Allianz mit Strafen und Schadenersatz von 1,9 Milliarden Euro belastet.

Während die Allianz im Tagesgeschäft diesmal besser abschnitt als von Analysten erwartet, hatten sich die Experten beim Überschuss im Schnitt rund 300 Millionen mehr ausgerechnet. Allerdings schrieb die Allianz rund 200 Millionen Euro auf ihr Geschäft im Libanon ab, das sie abstossen will. Denn der Verkauf dürfte dem Konzern nur mit Verlust gelingen, wie aus einer Präsentation des Vorstands zu den Quartalszahlen hervorgeht.

Erstmals wurden die Zahlen nach den neuen Rechnungslegungsstandards IFRS 17 und IFRS 9 berechnet, die seit Anfang 2023 für grosse Versicherer gelten. Die Vorjahreswerte wurden entsprechend angepasst.

Konzernweit steigerte die Allianz ihr Geschäftsvolumen im ersten Quartal um rund vier Prozent auf 46 Milliarden Euro. Das lag einzig am Schaden- und Unfallgeschäft: Dort wuchs das Volumen um gut elf Prozent auf rund 24 Milliarden Euro - auch weil der Versicherer von seinen Kunden höhere Prämien verlangte. Allein höhere Preise hätten das Geschäftsvolumen der Sparte um 5,6 Prozent nach oben getrieben, erklärte die Allianz.

Weil der Versicherer ausserdem geringere Schäden durch Naturkatastrophen schultern musste, sprang der operative Gewinn des Geschäftsbereichs um fast 23 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro nach oben. Schäden durch Naturkatastrophen kosteten die Allianz insgesamt 117 Millionen Euro und damit deutlich weniger als ein Jahr zuvor. Die Belastung liege vollständig an dem verheerenden Erdbeben in der Türkei und Syrien, hiess es in der Präsentation.

Anders lief es in der Lebens- und Krankenversicherung. Dort ging der Barwert des Neugeschäfts im Jahresvergleich zurück, das gesamte Geschäftsvolumen sank um knapp drei Prozent. Dennoch sprang der operative Gewinn dank des Geschäfts in den USA um fast zwei Drittel auf 1,3 Milliarden Euro nach oben.

Im Fondsgeschäft der Töchter Pimco und AGI sackten die operativen Erträge um rund acht Prozent ab. Der operative Gewinn gab sogar um 13 Prozent auf 723 Millionen Euro nach. Allerdings sammelten die Fonds der beiden Gesellschaften in den ersten drei Monaten des Jahres netto fast 15 Milliarden Euro frisches Geld von Kunden ein. Ende März verwalteten die Fonds für Kunden damit ein Vermögen von knapp 1,7 Billionen Euro./stw/lew/mis

(AWP)