Insgesamt fuhr Holcim im ersten Halbjahr einen Umsatz von 14,7 Milliarden Franken ein. Das ist ein Plus von 16,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahressemester und ein neuer Rekord, wie der Konzern am Mittwoch bekannt gab.

Zum steilen Wachstum trug eine Reihe von Firmenübernahmen bei, die vor allem im Startquartal den Umsatz nach oben trieben - vor allem die Milliardenakquisition des US-Dachspezialisten Firestone, die Ende März 2021 abgeschlossen worden war. Insgesamt hat Holcim im ersten Halbjahr fünf Unternehmen gekauft, um das Dach-, Dämmstoff- und Spezialbaulösungsgeschäft auszubauen.

Zudem wurden acht Ergänzungsakquisitionen getätigt. Auf vergleichbarer Basis, also ohne Akquisitionen und Verkäufe von Geschäftsteilen, wäre der Umsatz im ersten Halbjahr um 12,7 Prozent gestiegen.

Auf der anderen Seite steigt Holcim aus dem traditionellen Zementgeschäft in einer Reihe von Schwellenländern aus: So hat der Konzern Verträge über den Verkauf von Geschäften in Indien, Brasilien und Simbabwe mit einem erwarteten Erlös von über 7 Milliarden Dollar unterzeichnet.

Neuer Rekordgewinn

Auch operativ verdiente das Unternehmen mit Sitz in Zug deutlich mehr. So stieg der wiederkehrende Betriebsgewinn EBIT um 9,6 Prozent auf 2,2 Milliarden Franken. Auch das ist das beste operative Resultat der Firmengeschichte.

Darin sind Restrukturierungs-, Prozess- und andere Einmalkosten sowie Wertminderungen auf Betriebsanlagen nicht enthalten. Das Resultat ist umso bemerkenswerter, als Holcim bereits im Vorjahressemester den wiederkehrenden Betriebsgewinn um zwei Drittel gesteigert hatte.

Unter dem Strich erzielte Holcim einen Reingewinn von 1,2 Milliarden Franken. Das ist ein Wachstum von satten 38 Prozent.

Insgesamt hat Holcim deutlich besser abgeschnitten als Analysten erwartet hatten. Vor allem das Wachstum im zweiten Quartal übertraf die Prognosen der Experten bei weitem. Die Aktie schoss steil nach oben, nachdem sie in diesem Jahr den Investoren Verluste beschert hatte.

Neue Sparte als Wachstumsrakete

Insbesondere der Ausbau des neuen Segments Lösungen & Produkte macht markante Fortschritte, die durch den Kauf von Firestone entstand und die 30 Prozent des Umsatzes bis 2025 beisteuern soll.

"Wir kommen von 8 Prozent Umsatzanteil von Lösungen & Produkte vor zwei Jahren und sind jetzt pro forma auf Gesamtjahresbasis schon auf 24 Prozent. Wir haben das Geschäft verdreifacht", sagte Konzernchef Jan Jenisch. Die Ambition sollte mittlerweile sein, bis 2025 auf über 30 Prozent zu kommen.

Die Ziele fürs Gesamtjahr 2022, die Holcim erst im April erhöht hatte, schraubt die Firmenspitze damit weiter nach oben. Der Umsatz soll auf vergleichbarer Basis um mindestens 10 Prozent zulegen. Bislang hatte Holcim ein Plus von 8 Prozent angepeilt. Bei der neuen Sparte Lösungen & Produkte rechnet Holcim mit einem zweistelligen Umsatzwachstum auf 5 Milliarden Franken. Der wiederkehrende EBIT auf vergleichbarer Basis soll ebenfalls zulegen.

Ganz verabschieden vom umweltbelastenden Zementgeschäft will sich Holcim trotz der Milliardenverkäufe in Indien, Brasilien und Simbabwe nicht. "Wir verkaufen weiterhin Zement in unseren Schlüsselmärkten", sagte Jenisch.

Aber die Holcim-Produkte von grünem Zement über grünen Beton bis hin zu Dach- und Gebäudeisolationsprodukten seien auf die auf Bauwirtschaft in entwickelten Ländern ausgerichtet. Holcim setze vermehrt auf höhermargige Produkte. Deshalb verabschiede man sich zunehmend vom Zementgeschäft in den Schwellenländern, erklärte der Holcim-Chef.

jb/ra

(AWP)