Im ersten Quartal konnte Boss den Erlös bereits um 25 Prozent auf 968 Millionen Euro steigern, womit fast das erste Viertel auf dem Weg zum Jahresziel geschafft ist. "Wir sind äusserst erfolgreich ins Jahr gestartet, nachdem wir die Markendynamik weltweit weiter beschleunigt haben", sagte Unternehmenschef Daniel Grieder laut Mitteilung. Die beiden Marken Boss und Hugo seien über sämtliche Regionen und Vertriebskanäle hinweg prozentual zweistellig gewachsen.

Auch Goldman-Analystin Louise Singlehurst bescheinigte dem Unternehmen in einem ersten Kommentar einen starken Jahresauftakt. Das Umsatzwachstum zu konstanten Wechselkursen habe die Erwartungen deutlich übertroffen.

An der Börse kletterte die im MDax notierte Aktie auf die Nachrichten zunächst um fast zweieinhalb Prozent, dämmte den Gewinn aber auf zuletzt rund 0,6 Prozent bei 67,32 Euro ein. Das Papier bewegt sich bereits seit Mitte April in einer sehr engen Bandbreite von rund zwei Euro seitwärts, hat aber seit dem im März erreichten Zwischentief bei knapp 55 Euro deutlich aufgeholt. Seit Jahresbeginn steht damit ein Kursplus von fast einem Viertel zu Buche.

Hugo Boss hat nach schwierigen Zeiten, in denen sich die Kunden zunehmend abwandten, seinen Marken ein neues Image verpasst. Müller sprach von einem "moderneren und zeitgemässen Look mit hohem Wiedererkennungswert". Durch die Ansprache über Socialmedia-Kanäle wie Instragram oder Tiktok habe der Konzern ein deutlich jüngeres Publikum gewinnen können und so seine Kundenbasis verbreitert. Hinzu kommt, dass Luxusware aktuell unter Verbrauchern einen hohen Stellenwert geniesst, obwohl die Inflation viele dazu zwingt, ihr Geld zusammenzuhalten.

Hohes Umsatzwachstum erzielte Hugo Boss dadurch in Kernmärkten wie Deutschland und Frankreich. Müller hob vor allem das währungsbereinigte Plus von fast einem Drittel im wichtigen US-Markt hervor. Dort hatte Boss noch vor einigen Jahren Akzeptanzschwierigkeiten. "Wir haben unser Potenzial nicht immer heben können", sagte der Finanzvorstand. Umso erfreulicher sei, dass sich die zuletzt starke Umsatzdynamik dort weiter fortsetze. "Wir kommen derzeit in den USA hervorragend an und haben noch mehr in der Pipeline". Erst kürzlich hatte Boss etwa eine limitierte Kollektion mit der National Football League auf den Markt gebracht.

Beliebt ist Boss-Kleidung auch in Asien/Pazifik - dort konnte der Modeproduzent ebenfalls prozentual zweistellig zulegen, was auch der Wiedereröffnung Chinas zu verdanken war. Es herrsche ein grosser Nachholbedarf auf dem chinesischen Markt, sagte Müller, zudem reisten die Chinesen wieder mehr.

Auch mit Blick auf das Betriebsergebnis (Ebit) im Gesamtjahr wird die Führungsmannschaft nun optimistischer. Statt der zuvor angepeilten 350 bis 375 Millionen Euro steht jetzt ein Anstieg auf 370 bis 400 Millionen Euro im Plan. Das entspricht einem Plus von bis zu fast 20 Prozent.

In den drei Berichtsmonaten bis Ende März war das Ergebnis vor Zinsen und Steuern gar um fast zwei Drittel auf 65 Millionen Euro geklettert. Auch bei dieser Kennziffer hatte Analysten weniger erwartet. Die entsprechende Marge verbesserte sich um 1,5 Prozentpunkte auf 6,7 Prozent - dieser Trend dürfte sich nach Angaben des Finanzvorstands weiter fortsetzen. Unter dem Strich entfielen im vergangenen Quartal auf die Aktionäre 35 Millionen Euro Gewinn, ein Jahr zuvor waren es noch 24 Millionen Euro gewesen.

Dass die Schwaben angesichts solch starker Wachstumsraten die Latte für das Gesamtjahr nicht noch höher nach oben hängen, begründete der Finanzvorstand in der Telefonkonferenz mit den aktuellen gesamtwirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten. Weil die Dynamik im Jahresverlauf womöglich nachlassen könnte, kalkuliere Hugo Boss lieber vorsichtig, so Müller./tav/men/stk

(AWP)