Der Konzerngewinn fiel im Schlussquartal mit 1,65 Milliarden Dollar um knapp ein Viertel höher aus als im Vorjahreszeitraum. Allerdings waren damals Rückstellungen für den Steuerfall in Frankreich in Höhe von 740 Millionen im Ergebnis enthalten. Ohne diesen Effekt hätte somit ein Gewinnrückgang um gut ein Drittel resultiert.
Im Gesamtjahr 2022 blieb der UBS ein 2 Prozent höherer Gewinn von 7,63 Milliarden, wobei auf bereinigter Basis auch hier ein Rückgang um 20 Prozent erfolgte. Trotzdem sollen die Aktionäre eine um 10 Prozent höhere Dividende von 0,55 Dollar erhalten. Ausserdem will die Grossbank im neuen Jahr eigene Aktien im Wert von über 5 Milliarden Dollar zurückkaufen nach 5,6 Milliarden im vergangenen Jahr.
Wenig Kreditrisiko
Mit dem Ergebnis im Schlussquartal hat die UBS die Markterwartungen deutlich übertroffen, wobei allerdings vor allem Sondereffekte dafür verantwortlich waren. Unter anderem half eine geringere Steuerquote etwas. Und die Bank musste - anders als etwa viele grosse US-Finanzinstitute - keine grossen Rückstellungen für Kreditrisiken treffen.
Finanzchefin Sarah Youngwood verwies am Dienstag auf das konservative Risikomanagement der UBS und die "logische" Folge daraus: Das Kreditportfolio habe eine hohe Qualität - mit 95 Prozent der Kredite besichert. Ein weiterer Grund für die Gewinnüberraschung dürfte sein, dass die Bank 2022 mehr gespart hat als zuletzt in Aussicht gestellt.
Während manche Mitbewerber zudem in der aktuellen Marktlage Vermögensabflüsse hinnehmen müssen, steht der grösste Vermögensverwalter der Welt weiterhin gut da: 2022 vertrauten Kunden der Bank so genannte gebührengenerierende Netto-Neugelder in der Höhe von 60 Milliarden Dollar an. Allein im vierten Quartal waren es 23 Milliarden.
Vermögen wieder näher an 4 Billionen
Und auch die verwalteten Vermögen gingen im Quartalsvergleich nicht mehr weiter zurück: Im Zuge der Erholung an den Finanzmärkten stiegen diese per Ende Dezember wieder auf 3,96 Billionen - nach 3,71 Billionen Ende September. Ende 2021 hatten sie aber noch bei 4,60 Billionen gelegen. Mittelfristig will die Bank auf über 6 Billionen kommen.
Die Zahlen können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch die UBS im vergangenen Jahr unter den zahlreichen Unwägbarkeiten gelitten hat und weiter leidet: Die Kombination aus anhaltender Inflation, rascher geldpolitischer Straffung, Krieg zwischen Russland und der Ukraine sowie anderen geopolitischen Spannungen hätten 2022 die Vermögenspreise und die Anlegerstimmung belastet.
Da zeichne sich auch noch keine Verbesserung ab - weder was die Kundenaktivität im Private Banking noch was die anhaltende Flaute an den Kapitalmärkten mit wenigen Fusionen oder Übernahmen angeht.
Was machen die Notenbanken?
Viele Marktteilnehmer hätten derzeit eine abwartende Haltung eingenommen, sagte CEO Ralph Hamers an einer Telefonkonferenz am Dienstag. Die nächsten Wochen würden aber weitere Hinweise liefern, wie es mit der Entwicklung der Wirtschaft weitergehen könnte.
Damit meinte er auch die verschiedenen anstehenden Zinsentscheide grosser Notenbanken. Bereits in dieser Woche werden die US-Notenbank (morgen Mittwoch) sowie die Europäische Zentralbank (Donnerstag) voraussichtlich weitere Zinsschritte vornehmen, was jeweils grossen Einfluss auf die Finanzmärkte hat.
Gleichzeitig profitiert die Bank aber auch von der erwähnten geldpolitischen Straffung sowie der Nachfrage nach höheren Renditen und damit nach Sparprodukten, Einlagenzertifikaten und Geldmarktfonds: Der Nettozinsertrag stieg im vierten Quartal im Jahresvergleich um 29 Prozent an. Und dieser Trend dürfte sich laut Prognosen des Managements in diesem Jahr - sogar verstärkt - fortsetzen.
Gerade das Geschäft am Heimmarkt Schweiz profitierte vom Zinsanstieg. Und: Man habe in der Schweiz "die unangefochtene Spitzenposition auf dem Markt verteidigt" mit zum Jahresende rekordhohen Kredit- und Einlagenvolumen, sagte Hamers. Damit bewies sich das hiesige Geschäft einmal mehr als Stütze in unsicheren Zeiten.
An der Börse verloren die Aktien der UBS am Dienstagnachmittag in einem schwächeren Gesamtmarkt 2,2 Prozent auf 19,42 Franken. Die Titel hatten allerdings seit Jahresbeginn bis zum Schluss am Montag mit gut +15 Prozent überproportional stark zugelegt.
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(AWP)