Der Leoni-Aktienkurs brach am Freitag um fast die Hälfte ein. Die Papiere kosteten zeitweise nur noch 3,15 Euro. Vor Bekanntwerden der Nachricht am frühen Nachmittag hatte der Kurs noch bei mehr als 6 Euro gelegen.

Leoni drücken nach eigenen Angaben Nettofinanzschulden in Höhe von rund 1,5 Milliarden Euro. Ein Grossteil davon wäre zum Jahresende fällig geworden. Zur teilweisen Tilgung hätten die Einnahmen aus dem Verkauf der gewinnträchtigen Kabelsparte dienen sollen. Diese hätten den Plänen zufolge rund 400 Millionen Euro in die Leoni-Kassen gespült. Nach dem Ausstieg des thailändischen Investors im Dezember war zunächst mit den Geldgebern ein Moratorium vereinbart worden.

Erst vor wenigen Tagen hatte Leoni bekanntgegeben, dass Vorstandschef Aldo Kamper im März seinen Hut nimmt und an die Spitze des Lichttechnik-Konzerns AMS Osram wechselt. Im Januar hatte der Leoni-Aufsichtsrat den Restrukturierungsexperten Hans-Joachim Ziems in den Vorstand berufen. Ziems hatte Leoni in den Jahren 2020 und 2021 schon einmal in einer schwierigen Situation aus der Patsche geholfen.

Die börsennotierte Unternehmensgruppe, die rund 100 000 Mitarbeiter in 28 Ländern beschäftigt und 2021 einen Konzernumsatz von 5,1 Milliarden Euro erzielte, hatte damals unter anderem eine Staatsbürgschaft über 330 Millionen Euro erhalten. Als es wieder aufwärts zu gehen schien, plagten die Halbleiterkrise und die vorübergehende Schliessung zweier Werke für Kabelbäume in der Ukraine das Unternehmen.

Geplant ist nun offenbar, dass die Banken auf einen erheblichen Teil ihrer Forderungen verzichten und mit einem Kapitalschnitt gleichzeitig die Aktionäre Einbussen hinnehmen müssen. "Hintergrund ist, dass auch alle Finanzgläubiger weitgehende Zugeständnisse machen müssen, um die langfristige Fortführung der Leoni AG zu ermöglichen", heisst es in der Unternehmensmitteilung. Danach soll es zu einer Kapitalerhöhung kommen, bei der Leoni von Investoren frisches Geld einsammeln möchte.

Der Aktienbestand von Leoni befindet sich zu etwa drei Vierteln in Streubesitz. Grösster Einzelaktionär ist mit einem Anteil von rund 20 Prozent die österreichische Pierer-Gruppe. "Diese hat erklärt, unter bestimmten Bedingungen einen deutlichen Sanierungsbeitrag im Rahmen der Eigenkapitalzuführung leisten zu wollen", heisst es in der Leoni-Mitteilung./dm/DP/stw

(AWP)