Gemessen an der Zahl der Fluggäste musste der Dax-Konzern Lufthansa seine Stellung als Europas grösste Fluggesellschaft an Ryanair abtreten. Allerdings sind die Lufthansa-Kunden im Schnitt auf längeren Strecken unterwegs, da die deutsche Fluggesellschaft im Gegensatz zu Europas grösstem Billigflieger ein weltweites Streckennetz betreibt. Ryanair ist vor allem innerhalb Europas und im Mittelmeerraum unterwegs.

Bei der Auslastung ihrer Flugzeuge verbuchte die Lufthansa im abgelaufenen Jahr einen Rückgang um 1,4 Prozentpunkte auf 79,1 Prozent. Zu schaffen machten der Lufthansa 2016 weiter gesunkene Ticketpreise und der sechstägige Pilotenstreik Ende November. Der Ausstand der Cockpit-Besatzungen fügte dem Unternehmen nach bisherigen Angaben einen Schaden von rund 100 Millionen Euro zu. Rund 4450 Flüge mit 525 000 betroffenen Passagieren blieben dadurch am Boden.

Im neuen Jahr will die Lufthansa-Führung um Vorstandschef Carsten Spohr das Flugangebot nach jüngsten Plänen um drei Prozent ausbauen. Dazu soll auch ein Deal mit der vor der Zerschlagung stehenden zweitgrössten deutschen Fluglinie Air Berlin beitragen. Das Unternehmen will 38 Airbus-Mittelstreckenjets samt Piloten und Flugbegleitern an den Lufthansa-Konzern vermieten, davon 33 an dessen Tochter Eurowings. Diese will sich in diesem Zuge von 20 älteren Maschinen trennen. Weiteres Wachstum kommt mit der jüngst besiegelten Übernahme der belgischen Brussels Airlines, die ebenfalls bei Eurowings angedockt wird und bis 2018 integriert werden soll.

Im abgelaufenen Jahr hat die Lufthansa voraussichtlich einen um Sonderfaktoren bereinigten operativen Gewinn (bereinigtes Ebit) von rund 1,8 Milliarden Euro erzielt. Die Prognose hatte der Vorstand erst am Freitag bekräftigt. Die Belastung durch den Pilotenstreik vom November ist dabei aber herausgerechnet.

Eine Gewinnprognose für 2017 wagte das Management noch nicht. Allerdings rechnet der Vorstand mit weiter sinkenden Ticketpreisen. Zudem muss das Unternehmen für Kerosin voraussichtlich wieder tiefer in die Tasche greifen. Nachdem die Treibstoffkosten 2016 nach vorläufigen Zahlen von 5,8 auf 4,9 Milliarden Euro gesunken waren, dürften sie 2017 auf 5,3 Milliarden Euro klettern./stw/jha/stb

(AWP)