Ab 2025 soll die umfassende Autosoftware "MB.OS" in der neuen Fahrzeug-Plattform "MMA" zum Einsatz kommen. In diesem Jahr soll die neue E-Klasse mit einem Vorläufer bereits einen Einblick in die kommenden Softwarefunktionen geben. Mit dem neuen System will Mercedes alle Datenbereiche im Auto miteinander vernetzen, vom Entertainment über das automatisierte Fahren, Komfort- und Fahrfunktionen bis hin zum Laden und dem Energiemanagement. Es geht dabei um sowohl beim Kauf aus der Fabrik als auch später hinzubuchbare Funktionen, die entweder per Einmalbetrag oder im Abo bezahlt werden.

Das Unternehmen steckt pro Jahr ein bis zwei Milliarden Euro in die Entwicklung des Softwaresystems. Zur Mitte der Dekade sollen die Ausgaben für Software 25 Prozent des Forschungs- und Entwicklungsbudgets ausmachen. Beim mittelfristigen Ziel, die Investitionen im Konzern insgesamt zu senken, bleibt das Management allerdings.

Mercedes will mit dem neuen Auto-Betriebssystem die Fäden in der eigenen Hand behalten und ausgewählten Partnern eine offene Schnittstelle anbieten. Für Fahrassistenzsysteme haben die Schwaben bereits die US-Spezialisten von Nvidia als Lieferanten von Chips und Software an Bord. Neu hinzu kommt nun Digitalriese Google , dessen ortbasierte Dienste, Karten und Live-Verkehrsinfos den Mercedes-Kunden nahtlos integriert angeboten werden sollen. Im wichtigen Markt China hält unter anderem der Onlinegigant Tencent mit Medieninhalten und Cloudtechnik zum automatisierten Fahren Einzug in die Mercedes-Karossen. Mercedes hat weitere Kooperationen im Köcher, etwa für Spiele oder auch Videokonferenzen der Anbieter Zoom und Webex von Cisco .

Immer mehr Autokonzerne trauen sich, konkrete Finanzziele mit ihren Softwareambitionen zu verbinden. BMW hat laut früheren Angaben für 2030 ein Umsatzpotenzial von rund fünf Milliarden Euro für digital buchbare Software ins Auge gefasst. Der US-Autobauer General Motors (GM) will Ende des Jahrzehnts mit Software bis zu 25 Milliarden US-Dollar (23,4 Mrd Euro) erlösen. Die Opel-Mutter Stellantis spricht bis dahin von 20 Milliarden Euro.

Mit den Partnern holt sich Mercedes Firmen ins Boot, die teils gut an den Erlösen mitverdienen. Mercedes-Finanzchef Harald Wilhelm räumte in der Präsentation am Mittwoch ein, dass Nvidia rund die Hälfte des Erlöses aus dem gemeinsam entwickelten System fürs automatisierte Fahren bekomme. Dieser Teil der Software soll Ende des Jahrzehnts den grössten Anteil an den Softwareerlösen haben. Konzernchef Ola Källenius sagte in einer Telefonkonferenz, die Partnerschaften würden Mercedes beim Erreichen seiner mittelfristigen Finanzziele helfen.

Der Manager gestand in einer Fragerunde mit Analysten ein, dass es eine "Wette" sei, jedes Auto künftig mit einem "Supercomputer" und vielen Sensoren auszustatten, ohne im Vorhinein zu wissen, was die Kunden davon nutzen. "Aber das ist eine Wette, die wir machen wollen", sagte Källenius. Zum einen bekomme Mercedes die Hardware vergünstigt. Zum anderen sei es auch ein Anreiz für die Kunden, vorhandene Funktionen auch zu nutzen und dafür zu bezahlen./men/mis/he

(AWP)