Der bereinigte Betriebsgewinn (Ebitda) werde im schlechtesten Fall moderat zurückgehen und höchstens etwa stabil sein, prognostizierte der Konzern mit mehr als 64 000 Beschäftigten. Der Umsatz aus eigener Kraft soll leicht bis solide zulegen. Garijo zeigte sich aber zuversichtlich, das Umsatzziel von 25 Milliarden Euro bis 2025 zu erreichen. Dazu gebe es die Möglichkeit, das Wachstum mit Übernahmen und der Lizensierung von Medikamenten anderer Firmen zu beschleunigen. Die Kapazitäten dazu hatte Garijo zuletzt mit 15 bis 20 Milliarden Euro beziffert und sich offen für grössere Deals gezeigt.

Auch im vergangenen Jahr bekam Merck die Inflation zu spüren, konnte Kosten aber weitergeben. Der Umsatz wuchs um fast 13 Prozent auf 22,2 Milliarden Euro, davon 6,4 Prozent aus eigener Kraft. Merck halfen Währungseffekte aus dem Dollar und dem Yuan. Die USA und China sind wichtige Märkte für den Konzern, was sich bei der Umrechnung in Euro positiv auswirkte. Das bereinigte Ebitda stieg um 12,2 Prozent auf 6,85 Milliarden Euro. Dabei sank die Profitabilität von Merck etwas. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 3,34 Milliarden Euro nach gut 3 Milliarden im Vorjahr.

Abermals kurbelte die Laborsparte mit Produkten für die Pharmaforschung und Arzneimittelherstellung das Wachstum an. Dies konnte den schwindenden Rückenwind aus der Pandemie mehr als ausgleichen. Merck hatte in den vergangenen Jahren von einer riesigen Nachfrage von Impfstoffforschern und -herstellern weltweit profitiert und belieferte auch den Mainzer Hersteller Biontech . Die pandemiebedingten Sonderumsätze lagen 2022 bei 800 Millionen Euro. In diesem Jahr dürften es 250 Millionen sein, sagte Garijo.

Die Pharmasparte profitierte derweil von stark steigenden Umsätzen mit der Krebstherapie Bavencio und dem Multiple-Sklerose-Mittel Mavenclad. Die Elektroniksparte wurde abermals von einem boomenden Geschäft mit Halbleitermaterialien angetrieben, in das Merck 2019 mit der Milliarden-Übernahme des US-Konzerns Versum eingestiegen war. Seither profitieren die Darmstädter von einer weltweit hohen Nachfrage nach Chips im Zuge der Digitalisierung.

Hingegen brach der Umsatz im Geschäft mit Displaylösungen etwa für Fernseher und Smartphones aus eigener Kraft um rund 20 Prozent ein. Hier macht dem Konzern seit längerem harte Konkurrenz aus Asien bei Flüssigkristallen für Bildschirme zu schaffen. Hatte es in der Pandemie eine grosse Nachfrage nach Unterhaltungsgeräten gegeben, ebbt diese Sonderkonjunktur zudem ab. "Die Inflation frisst sich mehr und mehr ins Budget der Verbraucher", sagte Finanzvorstand Marcus Kuhnert.

Vom Gewinnanstieg im vergangenen Jahr sollen auch die Aktionäre profitieren. Merck plant eine Dividende von 2,20 Euro je Anteil und damit fast ein Fünftel mehr als 2021. An der Börse wurden die Zahlen, der Ausblick und die anderen Aussagen mit Enttäuschung aufgenommen - immerhin konnte die Aktie ihr Minus von bis zu fast vier Prozent zum Handelsstart auf rund ein halbes Prozent auf 176,20 Euro verringern. Das Merck-Papier gehört im bisherigen Jahresverlauf mit einem Minus von knapp drei Prozent zu den wenigen Verlierern im Dax. 2022 hatte die Aktie mit einem Verlust von rund 20 Prozent ebenfalls schwächer abgeschnitten als der Leitindex.

Die Jahre davor hatten die Merck-Anteile allerdings zu den grossen Gewinnern am Kapitalmarkt gehört. Die Aktie hatte am letzten Handelstag des Jahres 2021 mit 231,50 Euro ihren bisher höchsten Stand erreicht. Seitdem ging es etwas bergab. Auf die vergangenen fünf Jahre gesehen gehört die Aktie mit einem Plus etwas mehr als 120 Prozent immer noch zu den stärksten Dax-Titeln. Auch auf Sicht von zehn Jahren gehört das Papier mit einem Plus von rund 220 Prozent zu den Gewinnern. Mit einem Börsenwert von zuletzt fast 77 Milliarden Euro gehört der Konzern zu den wertvollsten Unternehmen Deutschlands./als/DP/zb/jha/

(AWP)