Meyer Burger fertigte 2022 Hochleistungs-Solarzellen und -module mit einer Leistung von 321,1 Megawatt, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Damit sei das Ziel einer Produktion von mindestens 320 MW erreicht worden. Im letzten August hatte das Unternehmen ein Volumen von 320 bis 370 MW in Aussicht gestellt und damit ein früheres Ziel nach unten revidiert.

Bestätigt wurde ausserdem das Ziel, bis Ende 2023 auf eine Produktionskapazität von etwa 1,4 Gigawatt zu kommen. Der Hochlauf der zweiten Produktionslinie in Thalheim (Stadt Bitterfeld-Wolfen), welche im September begann, werde zwar voraussichtlich noch das gesamte erste Quartal 2023 andauern. Sie laufe damit aber doppelt so schnell wie bei der ersten Linie, wurde betont.

Der Hochlauf der dortigen dritten Linie soll laut den Angaben im zweiten Quartal starten. Gleichzeitig will das Unternehmen die Produktion in Freiberg/Sachsen starten. Damit peilt das Unternehmen für das Gesamtjahr eine Produktion von 1,0 bis 1,2 GW an, wie es in der Mitteilung weiter hiess.

Der Aufbau in Thalheim werde dann nahtlos weiter forciert mit dem Ziel 3 Gigawatt, sagte Geschäftsführer Gunter Erfurt der Deutschen Presse-Agentur. Die weiteren Zellen sind für ein neues Modul-Werk in den USA bestimmt.

Erfurt sprach von Investitionen von rund 400 Millionen Euro, von denen der Grossteil in die Zellfertigung fliesse. Zudem würden Hunderte weitere Mitarbeiter eingestellt. "Thalheim wird mittelfristig der grösste Standort für Meyer Burger." Dafür habe man sich dort weitere Produktionsgebäude früherer Solarbetriebe gesichert. Derzeit hat das Unternehmen etwa 1200 Beschäftigte. Um den beschleunigten Ausbau zu schultern, hatte Meyer Burger per Kapitalerhöhung im Herbst 250 Millionen Schweizer Franken eingesammelt.

Der Markt wächst

Laut Bundesverband Solarwirtschaft ist in Deutschland die Nachfrage nach Photovoltaik das sechste Jahr in Folge zweistellig gewachsen. Vor allem bei privaten Hausbesitzern sei die Nachfrage durch die Energiekrise nochmals sprunghaft gestiegen, grosse Zuwächse gebe es auch bei Anlagen auf Freiflächen, erklärte Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig. Rückläufig seien die Zahlen bei Gewerbeimmobilien.

Insgesamt geht der Verband für 2022 von einem Zubau von mindestens 7,5 Gigawatt aus. Das seien 25 bis 30 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Um das Ziel des Bundes von 215 Gigawatt bis zum Jahr 2030 zu erreichen, müsse der Zubau aber deutlich forciert werden, betonte Körnig. Vor allem mit Blick auf Gewerbeimmobilien gebe es Reformbedarf. Die Investitionsbereitschaft sei hoch, doch stünden dem die aktuellen Förder-, Netzanschluss- sowie Planungs- und Genehmigungsbedingungen im Wege. Bei Privatleuten erwartet der Verband angesichts stark gestiegener Energiekosten und dem Wunsch nach mehr Unabhängigkeit eine weiter steigende Nachfrage in diesem Jahr.

Davon profitieren neben Meyer Burger auch andere Hersteller in Mitteldeutschland wie Solarwatt in Dresden. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben 2022 rund 66'000 Anlagen verkauft und den Umsatz von 160 Millionen auf 330 Millionen Euro gesteigert; für 2023 sind sogar 500 Millionen Euro an Erlösen geplant. Dazu will Solarwatt sein Netz eigener Montageteams ausbauen. Fehlende Installationskapazitäten gelten als grosses Hemmnis für den zügigen Solarausbau hierzulande. Auch denken die Dresdner über eine erneute Erweiterung der Produktion nach. Solarwatt nutzt zudem Auftragsfertigung in Asien, um die hohe Nachfrage zu bedienen.

Bald Solarziegel im Angebot

Trotz Preiserhöhungen bei Solarmodulen rentiert sich die Investition für Hausbesitzer nach Angaben der Hersteller. Meyer-Burger-Chef Erfurt beziffert die Kosten für den Strom vom eigenen Hausdach auf etwa 15 Cent pro Kilowattstunde. Hinzu komme der Wunsch vieler Privatleute nach mehr Unabhängigkeit vom Energieversorger. Dieses Jahr will das Unternehmen seine Produktpalette auf Solardachziegel ausweiten, die von einem externen Spezialisten hergestellt werden. Auch arbeitet es mit Forschungseinrichtungen an neuen Solarzellen mit Wirkungsgraden von mehr als 30 Prozent in industrieller Fertigung.

Im internationalen Vergleich sieht Erfurt Europa jedoch zunehmend im Rückstand, was die Rahmenbedingungen für die Solarwirtschaft angeht. Dazu verwies er auf das 369 Milliarden Dollar umfassende Investitionsprogramm der US-Regierung zur Bekämpfung der Inflation ("Inflation Reduction Act"). Die vorgesehenen Investitionen in Energiesicherheit und Klimaschutz soll auch der dortige Solarwirtschaft zugute kommen.

In Europa brauche es ebenfalls ein klares Bekenntnis zur heimischen Solarindustrie, sagte Erfurt. Zwar könnten die hiesigen Unternehmen zweifelsohne weiter wachsen - aus eigener Kraft aber nicht so stark, wie es für die Klimaziele erforderlich sei. Denn dazu seien immense Investitionen nötig. Aus seiner Sicht brauche es auf EU-Ebene ähnlich dem Chip-Gesetz ("Chips Act") zum Ausbau der Halbleiterindustrie auch eine solche Initiative für die heimische Solarindustrie.

(AWP)