Bei Vital Proteins handelt es sich den Angaben zufolge um die führende US-Kollagenemarke, die eine Lifestyle- und Wellness-Plattform betreibt sowie Nahrungsergänzungsmittel, Getränke und Lebensmittel-Produkte verkauft. Kollagene sind die wichtigsten Strukturproteine des Körpers. Sie kommen vor allem im Bindegewebe vor und wirken wie ein flexibles Gerüst und verleihen Geweben wie Haut, Lunge, Blutgefässen, Knorpel, Knochen, Sehnen und Bändern Elastizität, Reissfestigkeit und Druckresistenz.

Weiter eigenständig

Vital Proteins wird laut Mitteilung auch nach der Übernahme durch Nestlé eigenständig geführt, wobei der bisherige CEO Kurt Seidensticker an der Spitze verbleibt. Die Eingliederung in das Portfolio des Bereichs Nestlé Health Science soll es Vital Proteins aber ermöglichen, die Reichweite und die Innovationskraft zu steigern, so Nestlé.

Das übernommene Unternehmen erzielte laut einem Kommentar der ZKB 2019 einen Umsatz von 180 Millionen US-Dollar, was 0,2 Prozent des Umsatzes von Nestlé entspreche. Es sei in den vergangenen Jahren stark gewachsen, der Umsatz habe 2019 um 71 Prozent zugenommen. Dass Viral Proteins weiterhin vom Unternehmensgründer geführt werde, sei eine wichtige Voraussetzung, dass diese Dynamik beibehalten werden könne. Die ZKB schätzt, dass das Wachstum im zweistelligen Prozentbereich bleiben wird, das Unternehmen aber nicht mehr so stürmisch wachsen wird wie in der Vergangenheit.

Die EBIT-Marge dürfte gegenüber dem Nestlé-Wert (2019: bereinigt 17,6%) noch unterdurchschnittlich sein, da sich das Unternehmen noch in der Aufbauphase befindet, heisst es im Kommentar der Bank weiter. Sie sieht das langfristige EBIT-Margenpotenzial aber bei mindestens 15 bis 20 Prozent. Der Preis (für 100%) dürfte entsprechend bei rund 0,7 Milliarden Franken gelegen haben. Vital Proteins sei insgesamt ein gutes Beispiel für Ergänzungsakquisitionen, die das Wachstumsprofil von Nestlé mittelfristig verbessern würden, meint der zuständige Analyst.

Aktie wird positiv eingeschätzt

Für die Bank Vontobel ist der Kauf eine erneute "kluge Umschichtung" von Vermögenswerten in den USA. Sie komme nur wenige Tage nach der Ankündigung des Verkaufs von Buitoni Nordamerika und erinnere an den Kauf von Atrium Innovations Ende 2017 oder den Verkauf des US-Süsswarengeschäfts Anfang 2018.

Entsprechend ist der zuständige Analyst auch weiterhin Feuer und Flamme für die Nestlé-Aktien. Der Westschweizer Konzern habe ein belastbares Geschäftsmodell, eine starke Bilanz, eine starke Cash-Generierung, sowie attraktive und sichere Renditen für Aktionäre. Mit anderen Worten: "Eine Aktie, die man einfach haben muss". Auch die ZKB bewertet die Nestlé-Papiere weiter mit "Übergewichten" und sieht eine Relativperformance von +10 Prozent.

Die Nestlé-Aktie hält sich am Donnerstagmorgen in einem deutlich sinkenden Gesamtmarkt (SMI -1,6%) denn auch deutlich besser mit einem Minus von 0,5 Prozent auf 104,72 Franken.

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(AWP)