Zurzeit herrsche ein "toxischer Mix" aus Lieferengpässen, Preissteigerungen, Fachkräftemangel und den Spannungen zwischen den USA und Russland sowie China. "Seit 2010 sind wir praktisch immer im Krisenmodus", sagte Spuhler im Interview mit der "SonntagsZeitung".

Gleichzeitig schränkt Spuhler aber ein, dass die Schweiz in puncto Lohnsteigerung und Inflation wahrscheinlich besser wegkomme als andere Länder. "Möglich, dass wir langfristig einen Vorteil rausholen, wenn wir jetzt durchhalten, die Nationalbank keine riesigen Zinssprünge mehr macht und die Produktionskosten im europäischen Umfeld stärker steigen als in der Schweiz."

Die Produktion würde er trotz seiner Kritik an dem überraschenden Zinsschritt der SNB im Sommer nicht so schnell ins Ausland verlagern. "Das wäre erst dann ein Thema, wenn es über längere Frist eine massive Überbewertung des Frankens geben würde." Als Zeitraum nennt Spuhler hier fünf oder zehn Jahre. Dann "schafft man es irgendwann nicht mehr, zu kompensieren."

Werk in Belarus auf Sparflamme

Mit Blick auf das Stadler-Werk in Belarus erklärt der Manager, er laufe zurzeit auf minimalstem Stand. "Wir hatten mal über 1500 Mitarbeitende und haben aufgrund der Sanktionen massiv reduziert", so Spuhler. "Einige Hundert haben wir auf die anderen Werke in den USA, Polen, Spanien, Deutschland und der Schweiz verteilt. Die Aufträge haben wir von Belarus nach Polen und teilweise auch in die Schweiz gezügelt."

Europa müsse an sich glauben und Technologie und systemrelevante Infrastruktur "verteidigen", also nicht etwa in chinesische Hand geben.

Seine eigene Zukunft wiederum sieht nicht in der Politik. "Meine politische Zeit ist abgelaufen, ich werde im Januar 64." Auch der Abschied von seinem CEO-Posten bei Stadler Rail falle ihm nicht schwer, so Spuhler weiter. Immerhin habe er es mit 60 schon einmal versucht. Damals habe es nicht geklappt und er musste zurückkommen. Dieses Mal habe man die Hausaufgaben gemacht.

hr/

(AWP)