Unterdessen bleibt die Unsicherheit über die fristgerechte Vorlage des Jahresabschlusses hoch. Denn frühestens Ende April sei mit ersten Ergebnissen der Untersuchung über regulatorische Unklarheiten bei dem zur Unternehmensgruppe gehörenden Erlebnisvermittler Jochen Schweizer Mydays zu rechnen, hiess es. Damit kann eine Frist gemäss der Regeln der Deutschen Börse zur Vorlage des Jahresabschlusses eventuell nicht eingehalten werden, sodass ein temporärer Rauswurf aus dem MDax droht.

Die ProSiebenSat.1-Aktie, die zum Handelsstart kurzzeitig auf den tiefsten Stand seit Jahresanfang gesackt war, erholte sich bis zum frühen Nachmittag weitgehend und gab nur noch moderat nach.

Joyn will der Ex-RTL-Manager Habets zur zentralen Anlaufstelle für Medienkonsum ausbauen. Neu ist der Plan nicht, gab der Manager zu: "Was ich heute vorgestellt habe, ist keine Revolution", sagte er während der Pressekonferenz. Bereits heute sind die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF auf Joyn zu sehen. Die offene Einladung dürfte also vor allem in Richtung Köln zum Konkurrenten RTL gehen, der mit RTL+ ein eigenes Projekt forciert. Vom grössten ProSiebenSat.1-Aktionär MediaForEurope hiess es auf Nachfrage, man habe das Strategie-Update wahrgenommen und freue sich auf den Dialog.

Kurzfristig sollen laut Habets die Organisationsstrukturen auf den Prüfstand kommen. Der Manager kündigte einen Stellenabbau über den gesamten Konzern hinweg an. Konkrete Zahlen nannte er aber nicht. Bereits beschlossen ist, dass bei der ParshipMeet Group Prozesse verschlankt werden. Vor allem Arbeitsplätze im US-Geschäft des Video-Segmentes der ParshipMeet Group stünden auf dem Prüfstand, hiess es.

Habets will die "Organisationsstruktur straffen, Redundanzen verringern und somit Effizienz steigern." Erste konkrete Massnahmen hat er bereits ergriffen: Anstelle der Doppelspitze leitet nur noch Marc Schachtel das Unternehmen. Der bisherige Co-Chef Geoff Cook scheide "im besten gegenseitigen Einvernehmen" aus. Finanzchef Henning Rönneberg soll zusätzlich das Tagesgeschäft der ParshipMeet Group verantworten.

ProSiebenSat.1 hatte in der Vergangenheit erwogen, den Datingportal-Anbieter an die Börse zu bringen. Die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg durchkreuzten diesen Plan jedoch. Ein Börsengang sei derzeit "keine realisitische Option", sagte er. Stattdessen seien mehreren Optionen denkbar. Konkret wurde der Niederländer jedoch nicht.

Trotz der eingetrübten Aussichten auf dem Werbemarkt bestätigte ProSiebenSat.1 sein mittelfristiges Umsatzwachstumsziel von durchschnittlich vier bis fünf Prozent pro Jahr. Wachstum erhofft sich Habets auch von "Kooperationen mit unterschiedlichen Branchenpartnern" sowie Zukäufen. Zu den Langzeitambitionen machte das Unternehmen zunächst keine Angaben.

Der Konzern muss noch seine Zahlenvorlage für das vierte Quartal und das Geschäftsjahr 2022 nachholen. Den ursprünglich anberaumten Termin hatte der Vorstand kurzfristig wegen regulatorischer Unklarheiten beim Erlebnisvermittler Jochen Schweizer Mydays verschoben.

Wann der MDax -Konzern die Zahlen für das vierte Quartal und das Geschäftsjahr 2022 vorstellt, ist bislang unklar. Finanzchef Ralf Gierig erläuterte, dass mindestens noch vier bis sechs Wochen ins Land ziehen dürften.

Der Fernsehkonzern muss gemäss der Regeln der Deutschen Börsen spätestens vier Monate nach dem Ende seines Geschäftsjahres den Bericht vorlegen. Liegt er also nicht bis Ende April vor, muss ProSiebenSat.1 den MDax vorerst verlassen. Klar ist unterdessen, dass die Hauptversammlung verschoben wird. Geplant war diese für den 2. Mai./ngu/ck

(AWP)