Der Gruppengewinn verbesserte sich im vergangenen Jahr um knapp 11 Prozent auf 1,18 Milliarden Franken. Gleichzeitig sieht sich die drittgrösste Bankengruppe der Schweiz mit ihrer Strategie auf Kurs, die Ertragsbasis zu verbreitern. "Heute ist Raiffeisen auch eine Anlagebank", sagte CEO Heinz Huber am Donnerstag an der Bilanzmedienkonferenz in Zürich.

Einige CS-Kunden

Die Hypothekarforderungen stiegen per Ende Jahr um weitere 3,7 Prozent auf 203,7 Milliarden Franken, womit sie erstmals die Marke von 200 Milliarden überschritten. Der Marktanteil von Raiffeisen im Schweizer Hypothekargeschäft blieb mit 17,6 Prozent auf Vorjahreshöhe.

Die Kundeneinlagen stiegen mit einem Plus von 1,5 Prozent auf 204,8 Milliarden Franken etwas verhaltener. Finanzchef Christian Poerschke erklärte dies mit generell rückläufigen Kundengeldern bei den Schweizer Finanzinstituten im zweiten Halbjahr 2022. In diesem Umfeld habe Raiffeisen den Marktanteil noch etwas ausgebaut.

Von den Problemen der angeschlagenen Grossbank Credit Suisse habe Raiffeisen bei den Geldzuflüssen insgesamt nur wenig gemerkt, sagte Huber auf eine entsprechende Frage. Allerdings habe die Gruppe vor allem im Oktober und November neue Kunden von der CS begrüssen können, räumte er ein. Gleichzeitig hätten Kunden mit Konten bei CS und Raiffeisen in dieser Zeit auch Liquidität zu Raiffeisen verschoben.

Wachstum im Anlagegeschäft

Insgesamt erzielten die Raiffeisen-Banken im abgelaufenen Jahr einen Gesamtertrag von 3,53 Milliarden Franken, gut 4 Prozent mehr als im Vorjahr. Deutlich zulegen konnte die Gruppe vor allem im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft mit einem Plus von gut 10 Prozent, wo sie vom Wachstum im Vorsorge- und Anlagegeschäft profitieren konnte. Insgesamt eröffneten Raiffeisen-Kunden im vergangenen Jahr trotz des schwierigen Umfelds an den Finanzmärkten über 40'000 Vorsorge- und Anlagedepots.

Mehr Ertrag erzielte Raiffeisen aber auch im Zinsengeschäft, dem weiterhin klar wichtigsten Ertragspfeiler (+5,6%). Die Bankengruppe profitierte auch davon, dass die Zinsmarge zum ersten Mal seit Jahren wieder zulegte: Im Gesamtjahr 2022 lag sie wieder bei 0,92 Prozent nach 0,89 Prozent im Vorjahr.

Gleichzeitig erhöhte sich auch der Geschäftsaufwand (+4,1%). Die Bank führt die Kostensteigerungen vor allem auf die Umsetzung der Strategie und den Ausbau der Beratungskapazitäten zurück, sie gab aber auch wieder mehr Geld für Mitgliederanlässe und Kundenveranstaltungen aus. Das Kosten-Ertrags-Verhältnis verbesserte sich leicht auf einen Wert von 55,9 Prozent.

Neue Genossenschafter

Mit der nun abgeschlossenen Verselbstständigung der Niederlassungen, welche bisher direkt der Zentralorganisation Raiffeisen Schweiz unterstellt waren, konnte die Gruppe zahlreiche neue Genossenschaftsmitglieder gewinnen: Über 47'000 Personen zeichneten Anteilscheine der sechs neuen Raiffeisen-Genossenschaften. Das zeige die Attraktivität des Genossenschaftsmodells, sagte Huber erfreut. Insgesamt zählt Raiffeisen schweizweit nun knapp über 2 Millionen Genossenschafterinnen und Genossenschafter.

Im laufenden Jahr erwartet Raiffeisen trotz eines herausfordernden Marktumfelds einen "soliden Geschäftsgang". Allerdings dürfte sich die Dynamik im Eigenheimmarkt 2023 mit dem höheren Zinsniveau etwas abschwächen. Sollte die Inflation in der Schweiz nicht noch überraschend stark anziehen, erwartet Raiffeisen zudem nur noch einen leichten Anstieg der Hypothekarzinsen.

tp/ys

(AWP)