Positive Entwicklung bei YNAP

Bei der Investition in die Online-Handelsplattform Yoox-Net-a-Porter (YNAP) zeigt sich Rupert selbstkritisch. Bei der Umstellung des Geschäftsmodells von einem linearen zu einem Plattformmodell hätte er früher handeln müssen. Auch habe Richemont eventuell zu viel Geld ausgegeben.

Aktuell entwickle sich YNAP aber in eine erfreuliche Richtung. Der Cashflow habe sich verbessert und die Verluste nähmen ab. Eine Lösung der Probleme sei in Arbeit. In den nächsten zwei Monaten werde es Klarheit geben, welchen Weg das Unternehmen mit YNAP einschlagen wolle, so Rupert.

Beim Aufbau der Plattform werde Richemont auf Farfetch setzen, mit oder ohne Partner. Rupert erwartet, dass sich das Modell nach dem Start der Plattform innerhalb von zwei bis drei Jahren in der Gewinn- und Verlustrechnung niederschlagen wird.

Unabhängiger vom stationären Geschäft werden

Zu den Kosten für den Aufbau des Online-Geschäfts sagte Rupert, Richemont gebe jährlich etwa eine Milliarde Euro für Pacht und Miete der Filialen aus. "Ich würde lieber einen grösseren Umsatzanteil online erarbeiten, statt an fixe Mietverträge gebunden zu sein", sagte er.

Je mehr Richemont online verkaufe, desto weniger Boutiquen brauche es. "Um durchzustarten, müssten wir in den nächsten fünf Jahren 20 bis 30 Prozent dieses Betrags online erwirtschaften", sagte er weiter. Dies sei absolut machbar. Neben der Erfüllung der Kundenbedürfnisse im E-Commerce könne Richemont so auch Fixkosten senken.

Geringere Fixkosten machten das Unternehmen resistenter gegen Krisen. Denn Mieten müssten in der Krise weiter gezahlt werden. Zudem wolle er das gesparte Geld verstärkt in Produktinnovation, Design und Kommunikation investieren.

Fokus bei Zukäufen auf kleinere Marken

Bei künftigen Akquisitionen wolle Richemont stärker auf "kleinere erfolgreiche Marken" setzen, betonte Rupert weiter. Die von ihn sogenannten "Maisons" wolle Richemont weiter aufbauen.

So wolle das Unternehmen Goodwill schaffen und nicht an die früheren Aktionäre ausschütten. "Es gehört nicht zu unserer Strategie, Umsatz in grossem Umfang und zu einem überhöhten Preis zu kaufen, um dann die Arbeit tun zu müssen, die der vorherige Eigentümer hätte tun sollen", sagte der VRP weiter.

Sohn Anton nicht als Nachfolger geplant

Auf seine Nachfolge angesprochen betonte Rupert, dass sein Sohn Anton keine operative Rolle übernehmen werde. Sein Sohn sei im Verwaltungsrat, um die Kontinuität und Stabilität zu garantieren. Er habe nicht vor, Managementaufgaben zu übernehmen und auch noch nie eine Führungsposition bekleidet.

Zu seinem künftigen Nachfolger wollte Rupert sich nicht äussern, da diese Person dann sofort ins Visier der Öffentlichkeit geraten würde. Den oder die mögliche Nachfolgerin würden nur einige Verwaltungsräte kennen. Seine Aufgabe zu übernehmen sei zudem nicht leicht. Dies sei wie das Dirigieren eines Orchesters. Aus vielen mitunter kapriziösen Solisten müsse eine Einheit geformt werden.

cg/pre

(AWP)