Insgesamt erzielte das bundeseigene Unternehmen noch einen Umsatz von 945 Millionen Franken, wie Ruag International am Mittwoch in einem Communiqué bekannt gab. Das ist knapp ein Viertel weniger als vor einem Jahr.

Grund dafür sei die Privatisierung von drei Sparten: So wurde das Simulations & Trainingsgeschäft, der Munitionshersteller Ammotec mit der Munitionsfabrik in Thun und das australische Rüstungsunterhaltsgeschäft verkauft. Bereinigt um Verkaufs- und Fremdwährungseffekte wäre der Umsatz von Ruag International um 7 Prozent gestiegen, teilte das Unternehmen mit.

Gewinn mehr als verdoppelt

Der Betriebsgewinn (EBIT) schoss auf 178 Millionen Franken nach oben nach 70 Millionen im Vorjahr. Davon spülten die Verkäufe von Geschäftseinheiten 115 Millionen Franken in die Kasse, wie Finanzchef Angelo Quabba am Rande der Bilanzmedienkonferenz in Zürich im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP erklärte.

Unter dem Strich klingelte ein Reingewinn von 154 Millionen Franken in der Kasse. Erst 2021 war das Unternehmen nach happigen Verlusten in den beiden Vorjahren wieder in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt mit einem Reingewinn von 58 Millionen Franken.

"Wir haben den Turnaround 2022 fortgesetzt", sagte Konzernchef André Wall vor den Medien. Das verbleibende Satelliten- und Flugzeugstrukturbau-Geschäft legte zu.

Grossaufträge gewonnen

So kletterte der Umsatz in der Raumfahrtsparte, die unter dem Namen Beyond Gravity läuft, um 11,7 Prozent auf 356 Millionen Franken. Dazu beigetragen haben verschiedene Grossaufträge.

Darunter ist etwa der grösste Auftrag der Raumfahrtsparte vom mehrere tausend Satelliten umfassenden Satellitenprojekt "Kuiper" von Amazon. Die Ruag hat sich davon die Lieferung von Teilen und Nutzlastverkleidungen für 3236 Satelliten gesichert. Im Vollausbau könnte "Kuiper" bis zu 15'000 Satelliten in die Erdumlaufbahn schicken.

Um die zusätzlichen Aufträge bewältigen zu können, hat Ruag International sowohl in den USA und Schweden in neue Produktionsstätten investiert. Dies führte zu einem Betriebsverlust der Raumfahrtsparte von 5 Millionen Franken nach einem Gewinn von 14 Millionen im Vorjahr.

Restrukturierung zahlt sich aus

Im Flugzeugstrukturbau hätten sich die Restrukturierungen und besseren Produktionsprozesse ausbezahlt, hiess es. Für den Flugzeugbauer Airbus liefert die Ruag beispielsweise Bestandteile für den Rumpf des Kurz- und Mittelstreckenjets A320.

Nach den Turbulenzen während der Pandemie habe der Bereich wieder von einer steigenden Nachfrage nach Passagierflugzeugen profitiert, hiess es. Der Nettoumsatz stieg um 12,6 Prozent auf 235 Millionen Franken. Der EBIT vervielfachte sich auf 43 Millionen Franken nach 5 Millionen Franken im Vorjahr.

Verkauf noch 2023

Der Flugzeugstrukturbau soll noch im laufenden Jahr veräussert werden. Ein Verkauf sei im Sommer möglich, sagte Finanzchef Quabba. Dann ist der einstige Rüstungs-, Luft- und Raumfahrtkonzern Geschichte. Künftig will sich Ruag International ganz auf das Satelliten- und Halbleitergeschäft konzentrieren, das dann nur noch Beyond Gravity heisst. Im Satellitengeschäft sieht Konzernchef Wall steiles Wachstum von rund 20 Prozent pro Jahr.

Danach will der Bund als Eigentümer ganz ausscheiden. Der Bundesrat hat eine Trennung bis 2025 beschlossen. Ein Börsengang ist keine Option mehr, wie der Ruag-Chef im Gespräch deutlich machte. Eine Kotierung sei aufwendig und würde das Management nur von der Konzentration aufs operative Geschäft ablenken.

jb/cf

(AWP)