Zwischen 3.00 Uhr am Freitagmorgen und 11.00 Uhr am Vormittag wollen die Beschäftigten in sämtlichen deutschen Bahnbetrieben, in denen verhandelt wird, die Arbeit niederlegen, wie die Gewerkschaft am Mittwoch mitteilte. Sie will so im laufenden Tarifstreit den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen.

"Wir setzen ein deutliches Zeichen, dass wir nicht die Passagiere sondern die Unternehmen treffen wollen, indem wir diesmal zu einem zeitlich befristeten Warnstreik in den frühen Morgenstunden aufrufen", teilte das Vorstandsmitglied von der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), Cosima Ingenschay, mit.

Fernverkehr stark betroffen

Gleichwohl dürfte der Fernverkehr der Deutschen Bahn den ganzen Tag über weitgehend zum Erliegen kommen, weil die Züge am Morgen nicht auf die Strecke gebracht werden können. Im Fernverkehr sei der Tag "mehr oder weniger gelaufen", sagte DB-Konzernpersonalvorstand Martin Seiler in Berlin. "Alle, die umplanen können, sollten das tun."

Wie die SBB am Mittwoch auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mitteilten, ist das Ausmass der Auswirkungen zwar noch nicht ganz klar. Doch auch sie rechneten mit "massiven Einschränkungen in Deutschland", sagte SBB-Sprecher Daniele Pallecci. Die deutschen Züge, die durch die Schweiz fahren, würden ab der Grenze durch Schweizer Züge ersetzt.

Auch im Flugverkehr wird gestreikt

Am Vortag hatte die Gewerkschaft Verdi ebenfalls für Freitag ganztägige Arbeitsniederlegungen an den drei Flughäfen Köln/Bonn, Düsseldorf und Hamburg im Luftsicherheitsbereich, in der Fluggastkontrolle, der Personal- und Warenkontrolle und in Servicebereichen angekündigt.

Deswegen musste die Fluggesellschaft Swiss bereits für Donnerstag vier Flüge von Hamburg nach Zürich und je zwei Flüge von Zürich nach Düsseldorf und zurück streichen, wie sie auf Anfrage mitteilte. Die Flüge von Zürich nach Hamburg würden hingegen durchgeführt.

Am Freitag fallen fünf Flüge von Hamburg nach Zürich und ein Flug von Hamburg nach Genf aus. Die Hinflüge sind nicht betroffen. Ausserdem wurden zwei Hin- und zwei Rückflüge von und nach Düsseldorf gestrichen. Für die betroffenen Fluggäste werde nach Alternativen gesucht.

Verhandlungen gehen weiter

Verdi befindet sich derzeit mit Bund und Gemeinden im Tarifstreit für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst. Dass nun am Freitag zeitgleich im Luft- und Schienenverkehr gestreikt werde, sei ein Zufall, betonte EVG-Verhandlungsführer Kristian Loroch am Mittwoch bei der Ankündigung der Aktionen.

Die EVG ihre Verhandlungen setzt am Mittwoch ihre Verhandlungen mit dem Eisenbahn-Unternehmen Transdev fort. In der kommenden Woche sollen die Gespräche auch bei der Deutschen Bahn weiter gehen, die besonders im Fokus steht.

Die Arbeitnehmervertreter fordern in den Verhandlungen mit der Branche für die Beschäftigten mindestens 650 Euro mehr pro Monat oder zwölf Prozent bei den oberen Einkommen sowie eine Laufzeit von zwölf Monaten. Derzeit verhandelt die Gewerkschaft in zweiter Runde nach und nach mit rund 50 Eisenbahn-Unternehmen. Die Deutsche Bahn hatte zuletzt deutlich gemacht, dass sie einen Kompromiss in der Höhe des öffentlichen Dienstes auch für die Bahnbranche für denkbar hält.

Im öffentlichen Dienst liegt ein Vorschlag für einen steuer- und abgabefreien Inflationsausgleich in mehreren Stufen von insgesamt 3000 Euro auf dem Tisch. Ab März 2024 soll es dann einen Sockelbetrag von 200 Euro sowie anschliessend ein Lohnplus von 5,5 Prozent geben.

(AWP)